nd-aktuell.de / 02.06.2016 / Politik / Seite 13

Luther allein zu Haus in Sachsen-Anhalt

Thomas Schöne, Gerbstedt
Was würden andere Länder tun, um aus Martin Luther Kapital zu schlagen? Das Mutterland der Reformation, Sachsen-Anhalt, hält sich - bis auf wenige Ausnahmen - zurück.

Sachsen-Anhalt, sozusagen das Mutterland der Reformation, tut sich schwer mit der Vermarktung von Martin Luther (1483-1546). Freilich - die großen Events zum 500. Reformationsjubiläum 2017 sind schon alle verplant. Aber Vieles kommt von außen und ist meist auf Wittenberg als einstige Hauptwirkungsstätte des Reformators bezogen. Luther-Brot und Luther-Tomate sind schon länger im Angebot, neue Artikel aus dem Land dagegen rar. Mit seinen 95 Thesen hatte Luther 1517 die Reformation ausgelöst.

Immerhin hat die Firma virtiv GbR (Halle) ein kostenloses Smartphone-Programm, eine App mit dem Namen »Luther virtuell« produziert. Der Betrachter bekommt zu den jeweiligen Stationen die Sehenswürdigkeiten erklärt sowie eine Fülle von Bildern und weitergehenden Informationen geboten.

Auch die Firma Mansfeld und Umwelttechnik AG (Gerbstedt) hat sich Gedanken gemacht. Der Haupterwerb des Unternehmens mit 49 Beschäftigten sind Sonderanfertigungen nach Kundenwünschen. Dazu gehören Verkehrsschilderbrücken und Komponenten für Tunnelbauprojekte. Sogar für den Bau des Gotthard-Tunnels in der Schweiz wurde zugeliefert. Für Stahlarbeiten gibt es im Werk eine Laserschneidanlage. »Wir haben ein bisschen experimentiert und überlegt, was wir zum Luther-Jahr beisteuern können«, sagt Hans-Otto Rothe vom Vorstand. »Schließlich ist der Reformator im Mansfelder Land, in Eisleben, geboren und gestorben.«

Für die Landesaktion »Luther war hier« wurden die Edelstahlplaketten mit dem eingravierten Konterfei Luthers als Mönch samt »QR-Codes« erstellt. Die 20 mal 20 Zentimeter großen Plaketten sind an 60 Luther-Orten im Land angebracht. Besucher können über ihr Smartphone jeweils die Informationen des Ortes abrufen. Dazu gehören Bilder, Zitate und weitere Quellen sowie Hinweise auf Museen und Kunstwerke der Reformationszeit.

Aber das eigentliche Ergebnis der Überlegungen sind Feuerkörbe aus robustem Edelstahl. »Etliche Kirchengengemeinden haben den Reformator schon geordert«, sagt Fertigungsleiter Stephan Meinicke. Die Umrisse des Porträts von Luther sowie die Lutherrose sind aus dem Material herausgebrannt. Wenn im Inneren des Korbes das Feuer lodert, ergibt das einen einprägsamen Effekt.

Im Ausstellungsraum der Mansfeld und Umwelttechnik AG sind die verschiedenen Ausführungen und Größen bis hin zum Teelichthalter aus Edelstahl zu sehen. Verkauft wird über den eigenen Online-Shop. »Wir sind mit diesem Nebenerwerb zufrieden«, sagt Rothe. Ursprünglich reichte der Verschnitt für die Produktion. »Jetzt ist die Nachfrage so groß, dass wir Material kaufen müssen«, erzählt der Firmenchef. »Unser Vorteil: Wir können in die Körbe Motive nach Kundenwünschen brennen - also auch die Konterfeis von Hochzeitspaaren, dem Lieblingstier oder von Jubilaren. Es muss also nicht immer Luther sein.«