nd-aktuell.de / 08.06.2016 / Politik

Europäer werden immer EU-kritischer

Positive Meinung über die Europäische Union sackt ab / Minus 17 Prozent in Frankreich, Minus acht Prozent in Deutschland / Kritik an Krisenpolitik und Umgang mit Geflüchteten

Berlin. Kurz vor dem Brexit-Referendum in Großbritannien dokumentiert eine internationale Umfrage eine zunehmend EU-kritische Stimmung auch in anderen europäischen Staaten. In der am Mittwoch veröffentlichten Erhebung des in Washington ansässigen Pew Research Center äußerten beispielsweise nur noch 50 Prozent der befragten Deutschen eine positive Meinung von der EU, das waren acht Prozentpunkte weniger als noch im Vorjahr. Das Institut befragte für die Erhebung Bürger in insgesamt zehn EU-Staaten. In Frankreich sank die Zustimmung zur EU binnen Jahresfrist sogar um 17 Punkte auf 38 Prozent. Nur in Griechenland lag der Zustimmungswert mit 27 Prozent noch niedriger. Höheres Ansehen genießt die Union bei den neuen Mitgliedern in Osteuropa: In Polen äußerten 72 Prozent eine positive Meinung, in Ungarn 61 Prozent. In Großbritannien, wo die Bürger Ende Juni über einen Verbleib in der EU abstimmen, äußerten sich in der Pew-Befragung 48 Prozent negativ über die Union und 44 Prozent positiv.

Für den Ansehensverlust sind offenbar die Unzufriedenheit über die Politik im Umgang mit den Geflüchteten und mit der Wirtschafts- und Währungskrise verantwortlich. Unzufrieden mit der EU-Wirtschaftspolitik zeigten sich 65 Prozent der Spanier, 66 Prozent der Franzosen, 68 Prozent der Italiener und 92 Prozent der Griechen. In Deutschland äußerten nur 38 Prozent ihr Missfallen. Nicht einverstanden mit dem EU-Krisenmanagement angesichts der Migration zeigten sich 67 Prozent der befragten Deutschen, 77 Prozent der Italiener, 88 Prozent der Schweden und 94 Prozent der Griechen. Den zehn Ländern, in denen die Befragung stattfand, war gemein, dass sich jüngere und eher linksorientierte Befragte tendenziell positiver über die EU äußerten als ältere und rechtsorientierte. Agenturen/nd