nd-aktuell.de / 09.06.2016 / Politik / Seite 4

Versiert

Personalie: Susana Malcorra will erste UN-
Generalsekretärin werden

Jürgen Vogt, Buenos Aires

Es ist angerichtet: Susana Malcorra hat ihre Bewerbung für die Nachfolge von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon eingereicht. Am Dienstag stand Argentiniens Außenministerin in New York den UN-Mitgliedsstaaten Rede und Antwort. Bans zweite Amtszeit läuft Ende des Jahres aus, und da der nächste Sekretär weiblich sein soll, hat die 61-Jährige gute Chancen, das Amt zu bekommen.

Nur wenige Argentinier konnten mit dem Namen Malcorra etwas anfangen, als der neoliberale Präsident Mauricio Macri nach seinem Wahlsieg die UN-Diplomatin zu seiner Außenministerin ernannte. Für Macri war sie jedoch ein Glückgriff, angesichts der außenpolitischen Fast-Isolation, die ihm seine Amtsvorgängerin Cristina Kirchner hinterlassen hatte. Mit ihren diplomatischen Kontakten ebnete Malcorra ihrem Chef schnell den Weg auf die internationale Bühne.

Geboren in Argentiniens drittgrößter Stadt Rosario machte sie an der dortigen Universität ihren Titel als Elektronikingenieurin. 1993 begann sie bei IBM zu arbeiten und wechselte später als Leiterin zur Telekom Argentina. 2004 begann ihre Diplomatenkarriere bei den Vereinten Nationen, zunächst beim Welternährungsprogramm. Von 2008 bis 2012 war sie Ban Ki-moons Kabinettschefin.

Außenpolitisch setzte Malcorra in den vergangenen Monaten ihrer Amtszeit keine eigenen Akzente. Eher leise und bedacht ist ihr Vorgehen und stets darauf ausgerichtet, die Vorgaben des Präsidenten zu beachten. Die Außenpolitik müsse frei von Ideologien sein, so ihr Credo. Politisch gehören beide der konservativen Parteiallianz Cambiemos an. Sollte sie den Sprung auf den Sessel des Generalsekretärs schaffen, wäre sie nach dem Peruaner Javier Pérez de Cuéllar (1982-1991) die zweite Person aus Lateinamerika, die den Posten innehat. Auch wenn sie eine von fünf weiblichen Bewerberinnen unter den insgesamt elf Kandidaten für die Nachfolge von Ban Ki-moon ist, gab sie sich zuversichtlich: »Wir sind im 21. Jahrhundert, die UNO ist über 70 Jahre alt und hatte noch nie eine Frau an der Spitze.«