nd-aktuell.de / 13.06.2016 / Sport

Reichskriegsflagge, Hitlergruß, Gewalt

50 Deutsche greifen ukrainische Fußball-Anhänger an - mehrere Verletzte / Sportpolitiker rufen nach härterem Vorgehen gegen Gewalttäter / Rund 150 polizeibekannte Gewalttäter aus Deutschland

Berlin. Bei Angriffen von etwa 50 Deutschen auf Anhänger der ukrainischen Mannschaft sind vor dem ersten EM-Spiel der DFB-Elf in Lille mindestens zwei Menschen verletzt worden. Die Deutschen hätten am Nachmittag in der Innenstadt eine Gruppe von Ukrainern unter anderem mit Dosen beworfen, berichtete ein Sprecher der Polizei in der nordfranzösischen Stadt. Im Internet kursierten Bilder, auf denen Rechte vor einer Reichskriegsflagge posieren, Männer zeigen zudem den Hitlergruß. In Lille flogen am Sonntag nach Augenzeugenberichten vor den Straßencafés Flaschen, Stühle und Rauchbomben. Auch rechtsradikale Parolen sollen skandiert worden sein. Nach Informationen des Sport Informationsdienstes SID befinden sich rund 150 polizeibekannte Gewalttäter aus Deutschland in Lille.

Die UEFA nahm die Auseinandersetzungen zwischen Fans aus Deutschland und der Ukraine am Sonntagabend in Lille zur Kenntnis. Über eventuelle disziplinarische Maßnahmen konnten vorerst keine Angaben gemacht werden. Unterdessen hat der sportpolitische Sprecher der Linksfraktion im Bundestag, André Hahn, ein härteres Vorgehen gegen Gewalttäter verlangt. Wer andere brutal zusammenschlage, sei kein Fußballfan, sondern schlicht Krimineller, sagte er der »Heilbronner Stimme«. Aus der CDU kam der Ruf nach mehr Investitionen der Fußballverbände in Fan-Programme. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius unterstützte in der »Welt« die Drohung der Europäischen Fußball-Union UEFA, Nationalmannschaften bei fortgesetzter Gewalt ihrer Fans vom Turnier auszuschließen.

Bei verstärkten Kontrollen hatte die Bundespolizei gestern in der Grenzregion von Rheinland-Pfalz 21 Hooligans gestoppt. Wie ein Sprecher in Trier sagte, wurde zunächst eine 18-köpfige Gruppe einschlägig bekannter Gewalttäter aus Dresden an der Ausreise gehindert. Die Männer seien in drei Kleinbussen unterwegs gewesen, bei ihnen seien Sturmhauben und Mundschutze gefunden worden. Am Nachmittag wurden nochmal drei Hooligans aus Kaiserslautern gestoppt, wie der Sprecher mitteilte. Agenturen/nd