nd-aktuell.de / 28.06.2016 / Berlin / Seite 12

Mauerpark wird zu Ende gebaut

Baustart für zusätzliche fünf Hektar Fläche / Fertigstellung für 2019 geplant

Nicolas Šustr
Nach mehr als zwei Jahrzehnten ist eine Fertigstellung des Mauerparks in Sicht. Baustart war am Montag.

2019 soll der Mauerpark - eine der bekanntesten Grünflächen der Stadt - endlich fertig werden. Baustart war am Montag. Auf 15 Hektar beiderseits der ehemaligen Berliner Mauer werden Einheimische und Besucher sich erholen und amüsieren können, trödeln oder trinken; sogar auf die Toilette können sie künftig gehen.

Die Erweiterung ist dringend notwendig, denn es sind seit der Eröffnung des ersten Abschnitts 1994 stets zu viele Menschen für zu wenig Park. »Die Substanz ist angegriffen«, sagt Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Montag zu Beginn der Bauarbeiten. Die Rasenflächen hätten keine Möglichkeit gehabt, zu regenerieren. Es sei, so Geisel, ein »schwieriger und langwieriger Prozess« gewesen, bis hierher zu kommen.

Rund zwei Hektar groß soll ein neuer Spiel- und Aktionsbereich werden. Entlang eines dem ehemaligen Mauerverlauf folgenden Weges entstehen kleinere sogenannte Aktionsflächen, mal eine Holzterrasse, mal eine Sandfläche - wie die Besucher sie letztlich nutzen, ist ihnen überlassen. »Linie der ungleichen Dinge« nennt Parkarchitekt Gustav Lange diesen Weg, an dem sich die Nutzer sehr vielen unterschiedlichen Aktivitäten widmen können. Am westlichen Parkrand soll in Nord-Süd-Richtung eine vierzeilige Platanenallee gepflanzt werden. Ein leerstehendes ehemaliges Gewerbegebäude, »Kartoffelhalle« genannt, soll sich in ein nichtkommerzielles Kulturzentrum wandeln.

»2019 wird das der Park, den wir ursprünglich geplant haben«, sagt »Grün Berlin«-Geschäftsführer Christian Schmidt. Das landeseigene Unternehmen, das unter anderem die Marzahner »Gärten der Welt« betreibt, wird den Mauerpark für sechs Millionen Euro fertigstellen. »Der Parkentwurf von Gustav Lange trägt nun seit über 20 Jahren«, freut sich Schmidt. Das an die Bernauer Straße angrenzende Flohmarktgelände wird in der Woche »multifunktional nutzbar« sein, kündigt er an.

Hauptgrund für die Verzögerung bei der Fertigstellung der Grünfläche ist das langjährige Tauziehen um die Bebauung der westlichen Teilfläche. »Ich weiß, dass die Wohnbebauung nicht unumstritten war und ist«, sagt Senator Geisel. Der Bauunternehmer Klaus Groth entwickelt im nordwestlichen Teil des ehemaligen Güterbahnhofsgeländes auf 3,5 Hektar Fläche ein neues Wohngebiet. Groth war in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder durch umstrittene Immobiliengeschäfte in die Schlagzeilen geraten. Erst vor einigen Monaten wurden mehrere Spenden an die Berliner CDU und SPD knapp unter der Veröffentlichungsgrenze bekannt.

Trotzdem ist Geisel zufrieden mit der Entwicklung des Vorhabens. »Vor zehn Jahren bestand das Projekt nur aus Eigentumswohnungen«, sagt Geisel. »Jetzt sind 70 Prozent Mietwohnungen.« Zwar gibt es auch einen Anteil Sozialwohnungen, doch ein Sozialprojekt ist die Anlage nicht.

»Die Neubauten wollte keiner, deswegen hat sich auch die Bürgerwerkstatt gespalten«, sagt Angelika Schön. Seit fünf Jahren engagiert sie sich in der »Bürgerwerkstatt Mauerpark-Fertigstellen« und ist eine der Sprecherinnen. »Wir wurden immer wieder vor vollendete Tatsachen gestellt«, sagt sie und beklagt generell eine mangelnde Transparenz. Deswegen seien sehr viele abgesprungen. Eine Alles-oder-Nichts-Haltung sei nicht ihr Ding. Immerhin kleine Erfolge habe es gegeben. Zum Beispiel, dass der Zugang Richtung Gesundbrunnen früher geöffnet wurde.

»Es ist schön, dass mit der Erweiterung auch Weddinger den Park nutzen«, freut sich Stadtentwicklungssenator Geisel. Die Nutzer müssen sich nun auf baustellenreiche Jahre einstellen. Bis 2018 wird auf dem Groth-Areal gebaut und von 2017 bis 2019 bauen die Wasserbetriebe unter der Schwedter Straße im Mauerpark ein Regenwasserrückhaltebecken. Kurz vor Abschluss seien die Verhandlungen über ein Erbbaurecht für den Knaack Club, berichtet der Pankower Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne). Er soll in der Straßenbahnwendeschleife einen Neubau bekommen, bei dem keine Lärmprobleme zu erwarten sind.