Neuer Erdrutsch in Nachterstedt
Sieben Jahre nach dem großen Unglück am Concordia-See gerät die Böschung in Bewegung
Nachterstedt. Der erneute Erdrutsch am Concordia-See in Nachterstedt in Sachsen-Anhalt ist kleiner ausgefallen als der von 2009. »Die Dimension ist deutlich geringer, genaue Zahlen liegen uns aber noch nicht vor«, sagte der Sprecher des Landesamts für Geologie und Bergwesen, Bodo-Carlo Ehling, am Mittwoch in Halle. Spezialisten schauten sich das Ausmaß an und würden über das weitere Vorgehen entscheiden.
Bei Sicherungsarbeiten an der Böschung des Sees war das Erdreich am Dienstagabend in Bewegung geraten. Zwei schwere Baumaschinen stürzten ab, ein Arbeiter konnte sich in Sicherheit bringen. Der 51-Jährige wurde leicht verletzt. Er wurde inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen, in dem er zur Beobachtung war. Ehling sagte, dass bei solchen Arbeiten ein Erdrutsch nie auszuschließen sei - auch deshalb sei der Concordia-See nach wie vor gesperrt, auch für Badegäste.
Die neuen Bilder rufen Erinnerung an den großen Erdrutsch von Nachterstedt von vor sieben Jahren wach: Am 18. Juli 2009 waren in dem früheren Braunkohletagebau rund 4,5 Millionen Kubikmeter Erdreich in den Concordia-See gerutscht, drei Häuser wurden mitgerissen. Drei Menschen kamen ums Leben. Das schwere Unglück führte zu einer Neubewertung der möglichen Risiken bei der Flutung ehemaliger Tagebaue in Deutschland.
Seit Jahren wird am Concordia-See daran gearbeitet, das steile und lockere Ufer zu sanieren. Im Juli 2013 wurden zwei Gutachten zu den Ursachen des Erdrutsches vorgestellt. Beide besagen, dass hoher Druck in Grundwasserschichten unterhalb des Kohleflözes Hauptauslöser des Unglücks war. Der Erdrutsch vom Dienstag ist laut Ehling der bislang größte Zwischenfall bei den Arbeiten.
»Wir brauchen jetzt die Sanierungsmaßnahmen«, sagt Heidrun Meyer (parteilos), Bürgermeisterin der Stadt Seeland, zu der Nachterstedt gehört. Es sei Erdreich im unsanierten Bereich abgerutscht. Vorsorglich hätten am Dienstagabend etwa 15 Menschen ihre Häuser verlassen müssen, eine Bahnstrecke musste gesperrt werden, ebenso Straßen. Die Vorsichtsmaßnahmen seien nun alle wieder zurückgefahren worden.
Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Jörg Felgner (SPD) besuchte die Unglücksstelle gleich am Dienstagabend und war auch am Mittwoch dort. Er stellte am Tag nach dem neuerlichen Erdrutsch fest, dass es in Nachterstedt wieder eine Normalisierung gibt. Er betonte: »Das ist nicht das Ende der touristischen Überlegungen für Nachterstedt und den Concordia-See.« Die Menschen in der Region hatten mit der Flutung des Tagebaurestlochs auf ein florierendes Geschäft mit Gästen gehofft. Ferienhäuser sind schon entstanden. Offen ist, wie es genau weitergehen kann. dpa/nd
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