nd-aktuell.de / 05.07.2016 / Politik

Brandanschlag von Tröglitz nicht aufgeklärt

Polizei stellt die Suche nach den Tätern ein

Halle. Wer vor 15 Monaten den Brand in der bezugsfertigen Asylunterkunft in Tröglitz (Burgenlandkreis) gelegt hat, bleibt wohl unbekannt. Die Polizei habe ihre umfangreichen Ermittlungen abgeschlossen, ohne einen Tatverdächtigen ausgemacht zu haben, und die Akten an die Staatsanwaltschaft Halle abgegeben, erklärte der Sprecher der Anklagebehörde, Klaus Wiechmann, am Montag. Die Akten füllten mehrere Umzugskartons. Die Staatsanwaltschaft müsse nun darüber entscheiden, ob das Verfahren eingestellt wird. Wiechmann hält eine Entscheidung noch im Spätsommer für möglich.

In der Nacht zum 4. April 2015 hatten Unbekannte ein für 40 Flüchtlinge vorbereitetes Wohnhaus in dem kleinen Ort im Süden Sachsen-Anhalts angezündet. Das Gebäude wurde deswegen unbewohnbar. Mit einer Soko »Kanister«, Fernsehaufrufen, Flyern, einer Belohnung von 20 000 Euro und den Spuren vor Ort versuchten die Beamten, die Täter zu finden.

Im Herbst vergangenen Jahres deutete sich eine Aufklärung des Falls an: Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Wenig später wurde der Haftbefehl allerdings wieder aufgehoben, weil sich der Tatverdacht nicht bestätigte.

In Tröglitz war schon Monate vor dem Brandanschlag um die Unterbringung von Flüchtlingen gerungen worden. Im Januar hatten Demonstrationen gegen die Aufnahme von Schutzsuchenden begonnen. Die rassistischen Proteste in dem Ort wurden auch von NPD-Mitgliedern organisiert. Auf der anderen Seite wurden beispielsweise Friedensgebete ins Leben gerufen. Der ehrenamtliche Bürgermeister Markus Nierth sah sich Attacken ausgesetzt. Er fühlte sich und seine Familien nicht ausreichend geschützt. Sein Amtsverzicht löste bundesweit Bestürzung aus.

Die Behörden wollten dem Fremdenhass nicht nachgeben. Im Juni vergangenen Jahres zogen die ersten Flüchtlingsfamilien nach Tröglitz - in einzelne Wohnungen im Ort. Eine ablehnende Haltung besteht jedoch noch immer bei vielen Einwohnern des Orts. Inzwischen gilt die Gemeinde Elsteraue, zu der Tröglitz gehört, als eine Hochburg der rechten AfD. dpa/nd