Ein Jahr nach der Einigung mit den Gläubigern laufen in Griechenland soziale Kämpfe weiter. Einer davon - vielleicht nicht der größte, aber sicher einer der entschlossensten - ist der Kampf der Arbeiter der Ex-Fliesenfabrik VIO.ME in Thessaloniki. Seitdem sie von ihren Bossen 2012 verlassen wurden, haben die rund 30 verbliebenen Arbeiter in einem Selbstorganisierungsprozess ihre Fabrik besetzt und die Produktion auf ökologische Reinigungsmittel umgestellt. Es folgten Solidaritätsaktionen in ganz Griechenland und Europa sowie die Etablierung eines Verkäufernetzwerks ohne Zwischenhändler.
Die Auseinandersetzung um die Legalisierung des Vorhabens gingen im Juli in die nächste Runde: Die Arbeiter kampierten eine Woche lang vor dem Arbeitsministerium in Athen. Zweimal trafen sie Vize-Arbeitsministerin Rania Antonopoulou, um ihre Forderungen für den selbstverwalteten Betrieb zu diskutieren. Beide Male versprach die Ministerin, alle legalen Instrumente auszuschöpfen, um die Zukunft der Fabrik zu sichern.
Die Arbeiter wollen den Stopp aller Zwangsversteigerungsvorhaben erreichen - ein Prozess, der bis Ende Juni auf Eis lag. Jetzt verlangen sie erneut eine Verschiebung oder einen Weg, der es möglich macht, dass sie den von ihnen genutzten Teil des Gebäudes erhalten. Im Augenblick läuft die Stromversorgung; Probleme gibt es aber bei der Wasserzufuhr und beim Feuerschutz.
44 Abgeordnete der Regierungspartei Syriza verlangten in einer Parlamentsanfrage eine Erklärung, wie die Unterstützung von VIO.ME aussehen wird. Das letzte Mal hatten SYRIZA-Abgeordnete am 13. November 2015 eine erfolgreiche Anfrage gestartet: Einen Monat später folgte die sechsmonatige Verschiebung der Zwangsversteigerung des Geländes.
Jetzt gehen die Abgeordneten einen Schritt weiter und fragen nach direkten Maßnahmen, die dazu führen könnten, die Schließung der Fabrik zu verhindern und die Verwaltung der genutzten Geländeteile an die Arbeiter zu übergeben. Die Anfrage endet mit dem Anliegen, ob es eine Ermittlung geben wird zu den Vorkommnissen am 1. Juli, als Polizeibeamte die Arbeiter angriffen und es zwei Festnahmen gab.
Der Protest von VIO.ME ging offensichtlich auch nicht an dem bekannten Sänger Manu Chao vorbei, der sich momentan in Athen aufhält. Er besuchte die Fabrik am vergangenen Sonntag. John Malamatinas
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1018371.der-kampf-um-vio-me-ist-nicht-vorbei.html