Was vom Leben übrig bleibt

Für ihr Solo »the rest of me« fand die Choreografin Toula Limnaios poetische Bilder

  • Volkmar Draeger
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Schon das Eingangsbild beeindruckt. Auf dick und weich weiß ausgeschlagener Szene sitzt vorn an der Seite eine archaische Gestalt im weißen Langkleid, ihren Kopf rotwollen umwunden, den Faden, der sie gesichtslos gemacht hat, noch zwischen den Fingern, das Knäuel der Hand schon entfallen. Eine der Moiren, der griechischen Schicksalsgöttinnen, die sich hier im eigenen Lebensfaden verfangen hat? Die Rückwand füllt als Bruch jener Unbewegtheit ein Video, auf dem die Tänzerin im lachsfarbenen Kleid einen Waldpfad vorwärts schreitet, ohne jedoch wirklich voran zu kommen. Gleichnis auf den Weg durchs Leben? Erst als die Laufende schließlich doch größer wird und die gesamte Leinwand füllt, aus ihr herauszutreten scheint, kommt Aktion auch in die Gestalt auf der Bühne. Sie beginnt, ihr Gesicht zu ent-wickeln, juchzt, weil ihr Gefangensein endet. Wie eine Blutlache liegt der Fadenberg vor ihr, als sie, teilverhüllt noch, zu jener Tür aus Licht ...


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