Lange Haft für Mutter der acht toten Babys

Vater wurde freigesprochen

  • Lesedauer: 2 Min.

Coburg. Wegen Totschlags ist die Mutter der acht toten Babys von Wallenfels zu 14 Jahren Haft verurteilt worden. Damit blieb das Landgericht Coburg am Mittwoch knapp unter der möglichen Höchststrafe, die ein Jahr länger vorsieht. Die 45-Jährige sei in vier Fällen schuldig, sagte der Vorsitzende Richter Christoph Gillot.

Die acht toten Säuglinge waren im vergangenen November im oberfränkischen Wallenfels gefunden worden. Bei vier der Babys war laut Staatsanwaltschaft nicht festzustellen, ob sie gelebt hatten oder lebensfähig gewesen wären.

Der wegen Beihilfe zum Mord angeklagte Vater wurde freigesprochen. Für eine Verurteilung des 55-Jährigen etwa wegen Beihilfe zum Totschlag hätte dieser damit rechnen müssen, dass seine Frau Kinder tötet. Dafür habe das Gericht aber keinen Nachweis.

»Wenn ein solcher Fall verhandelt wird, dann gibt es plötzlich ganz viele, die wissen, was richtig ist: dass hier eine angebliche Horrormutter für immer eingesperrt gehört«, sagte Gillot. »Wir müssen in einem ersten Schritt versuchen, das Verhalten nachzuvollziehen. Das hat nichts damit zu tun, es zu rechtfertigen, sondern zu versuchen, es zu verstehen.« Sie sei die Verdrängerin, nicht die planvolle Entscheiderin. »Sicherlich handelte sie egoistisch und selbstsüchtig, aber es gibt eben auch das Motiv, die Familie zu erhalten.« Das sei kein niederer Beweggrund - weshalb eine Verurteilung wegen Mordes nicht infrage gekommen sei. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft und die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld gefordert. dpa/nd

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal