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Eine Feier des Stadtlebens

Acrylbilder und Farbholzschnitte von Peter Rensch in der Zeit-Galerie Friedrichshagen

  • Klaus Hammer
  • Lesedauer: 3 Min.

Stadtbilder stellt man sich meist als dunkle, dramatische Darstellungen großer Gebäude unter rauchschwarzem Himmel vor. Doch Peter Renschs Bilder sind ganz anders. Sie strahlen in leuchtenden Farben und scheinen eine Feier des Stadtlebens zu sein, in der die Gestalten sich sicher und selbstverständlich bewegen. »Sonntag im Park« (1991, Acryl auf Leinwand) - vor diesem großformatigen Bild verweilt man lange. Raum und Fläche deuten sich gegenseitig aus der Farbe. Die beiden jungen Menschen im kreisförmigen Areal gehen sich scheinbar nichts an, und doch liegt eine spannungsvolle Beziehung zwischen ihnen. Wir schauen mit ihnen in die Stadtlandschaft, die zum Spiegel ihrer Empfindungen wird. Mit diesem Kunstgriff, den Betrachter in den Bildraum einzubeziehen, sieht der Künstler ein wesentliches Element seiner Kunst. Paul Klee hatte 1914 während seiner Tunis-Reise in sein Tagebuch geschrieben: »Materie und Traum zu gleicher Zeit, und als Drittes ganz hinein verfügt mein Ich«. Rensch dürfte diese Feststellung für sein Werk akzeptieren. Er will ja nicht nur das Geschaute »nach der Natur« allein im Bild wiedergeben, sondern - auch oder vor allem durch Farbe - seine Reaktionen darauf, seine Gedanken, Gefühle und Träume.

Peter Rensch, der 1990 die Andante-Handpresse in Berlin-Schöneberg gründete, seit 2005 Dozent an der Ostkreuz-Schule für Fotografie ist und selbst eine Werkstatt-Galerie in Berlin-Friedrichshagen unterhält, stellt in seinem 60. Lebensjahr »60 Bilder« - so der schlichte Titel der Ausstellung - , Acrylbilder und Farblithografien, in der Zeit-Galerie Friedrichshagen vor: Stadt- und Küstenlandschaften, Reiseimpressionen aus dem mediterranen Raum, Figurenbilder (Akte, Porträts, Selbstporträts, exotische Kostüm- und Rollenbilder). Die Acrylfarbe mit ihrer Wandlungsfähigkeit, was Transparenz und Leuchtkraft angeht, bietet Rensch ein Medium zur Aufnahme des überwältigenden Erlebnisses von Licht und Farbe, das Griechenland, Zypern, Spanien, Nordafrika für seine Begeisterungsfähigkeit bereithielten. Beim Farbholzschnitt wiederum können die Farben durch den Druck von wenigen Platten nebeneinander oder auch sich mischend, deckend und überlagernd gedruckt werden. So ergeben sich ganz unterschiedliche Möglichkeiten für die Aussagekraft des Bildes und die Gestaltungsweise des Künstlers. Mal sind die zeichnerischen Mittel bei ihm noch beherrschend für die Form, dann wieder können sie farbiger Kontrapunkt werden, oder aber ihre Bedeutung als strukturelles Gerüst ist gänzlich geschwunden.

In seinen (Stadt-)Landschaften ist der Horizont weit nach oben gezogen, um ein Zusammenspiel von Nah- und Fernsicht in der Fläche bewirken zu können. Die Räume können in die Tiefe fluchten, sich aber auch in schattenlos fließenden transparenten Farben - Rosa, Rot, Gelb, Grün, Blau und Violett - entfalten. Bildaufbauende Farb- und Formelemente, lineare Richtungsenergien in ihrem quasi-musikalischen Mit- und Gegeneinander bestimmen die eigentliche Bildaussage seiner Meeresbilder wie »Buhnenküste« (1997, Acryl auf Leinwand) oder »Ostseeküste« (202, Farbholzschnitt).

Auch die Farbholzschnitte werden von der strahlenden Helligkeit des Sonnenlichts geformt. Die Bildgegenstände erscheinen mitunter zu Zeichen vereinfacht, die sich in teilweise offenen Grenzen aus dem Farbfluss konkret erschaffen und inhaltlich deuten.

In »Liegende vorm Meer« (1997, Acryl auf Leinwand) werden das Draußen wie das Drinnen zu einem dekorativen Ensemble verwoben, zu einem Ornament im besten Sinne des Wortes.

Gern gestaltet Rensch Gefüge von Figuren und Innenräumen. Der Grund mag in der gesteigerten Reflexität des Interieurs liegen, in seinen vielfältigen Rahmenelementen. Aus leicht verschobenen Blickwinkeln und mit wechselndem Arrangement öffnet sich der Raum bühnenartig zum Betrachter, ein Effekt, den erst die räumliche Vertiefung in den Hintergrund hervorbringt. Es tendiert der Raum zur Bühne, in dem die Figuren wie Schauspieler dynamisch interagieren.

Das sind Renschs Bilder: ein mit Freude anzuschauendes, ein gerahmtes Stück unterschiedlicher Wirklichkeit.

Peter Rensch - 60 Bilder. Zeit-Galerie, Scharnweberstr. 59, Friedrichshagen; bis 31. Juli.

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