nd-aktuell.de / 28.07.2016 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Facebook feiert Rekordgewinn

Die Werbeeinnahmen der Onlineplattform haben sich von April bis Juni verdreifacht

Simon Poelchau

In Brasilien muss Facebook umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro Strafe wegen seines Messengerdienstes WhatsApp zahlen. Dazu verbrummte ein Gericht im Bundesstaat Amazonas am Mittwoch den US-Internetdienst, weil er sich weigert, der brasilianischen Polizei in einem Ermittlungsverfahren Nutzerdaten von WhatsApp-Kunden zu übermitteln. Drei Mal innerhalb eines Jahres hat Brasilien wegen ähnlicher Streitigkeiten den Nachrichtendienst sperren lassen. Angesichts der aktuellen Quartalszahlen werden diese Strafen Facebook allerdings kaum jucken.

Die von Mark Zuckerberg im Jahr 2004 gegründete Internetplattform konnte im zweiten Quartal 2016 ihren Gewinn nämlich verdreifachen. Im Jahresvergleich kletterte er von 719 Millionen auf 2,1 Milliarden US-Dollar, was derzeit rund 1,9 Milliarden Euro entspricht. »Unsere Gemeinschaft und unser Geschäft hatten ein weiteres gutes Quartal«, meinte Zuckerberg dazu etwas trocken, dem noch mehr als ein Viertel des Unternehmens gehört.

1,7 Milliarden aktive Nutzer hat Facebook derzeit. Über eine Milliarde davon loggen sich täglich bei der Plattform ein. Jedem einzelnen dieser Gemeinschaft dankte er nun auf seiner eigenen Facebook-Seite, »für ein Teil dieser Reise, um die Welt zu verbinden«. Und mit genau dieser weltumspannenden Gemeinschaft macht Zuckerberg sein Geld. Nicht etwa, indem er sie für sich arbeiten lässt, sondern indem er ihre Daten für sich arbeiten lässt. Denn die ganzen Likes und Kommentare, die ein User auf der Plattform von sich gibt, lassen sich vortrefflich dazu verwenden, maßgeschneiderte Werbung auf der Plattform zu präsentieren.

Und diese lässt sich Facebook fürstlich von den Unternehmen bezahlen. Der kalifornische Internetkonzern verdiente im zweiten Quartal so im Schnitt 3,82 Dollar pro User. Wobei die Margen je nach Region unterschiedlich hoch sind. Ein US-Facebook-Nutzer ist achtmal so viel wert wie ein Asiat: In den USA und Kanada kassiert der Onlineriese rund 14,34 Dollar pro User, in Europa 4,72 Dollar und in Asien 1,77 Dollar. So kommt ein hübsches Sümmchen zusammen. Allein die Werbeeinnahmen – die mit Abstand wichtigste Einnahmequelle – beliefen sich von April bis Juni auf 6,4 Milliarden Dollar. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist dies ein sattes Plus von 63 Prozent.

Und es ist Geld, das anderswo fehlt. Die vielzitierte Zeitungskrise ist nämlich nicht nur eine der schrumpfenden Auflagen, sondern auch eine der schrumpfenden Werbeeinnahmen. Immer wieder kündigen Verlage Entlassungen und Kürzungen in den Redaktionen an. Warum sollen die Unternehmen auch teure Anzeigen in Zeitungen schalten, wenn es im Internet billiger geht und bei Facebook, Google und Co. die Anzeigen mit Hilfe von Algorithmen auf den Kunden passgerecht geschaltet werden können?
So erhielten laut dem Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) im vergangenen Jahr alle Medien zusammen 15,2 Milliarden Euro an Netto-Werbeeinnahmen. Im Vergleich zu 2014 ist dies nur ein kleiner Rückgang von rund 100 Millionen Euro beziehungsweise 0,8 Prozent.

Aber die Entwicklungen in den einzelnen Mediengattungen waren sehr unterschiedlich: »Die rückläufige Entwicklung bei den Printmedien vollzieht sich parallel zu einem stetigen Ausbau des digitalen Werbegeschäfts der Branche«, schrieb der ZAW im Mai bei der Präsentation der Zahlen für das vergangene Jahr. Demnach sanken die Anzeigeneinnahmen der Tageszeitungen 2015 um 6,6 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Jahr 2012 müssen die Redaktionen mit fast einem Fünftel weniger Geld aus dem Werbegeschäft auskommen. Der Etat für die Onlinemedien stieg in derselben Zeit um mehr als ein Drittel auf rund 1,4 Milliarden Euro.

Dabei ist vor allem die Werbung auf mobilen Internetgeräten, also Smartphones und Tablets, ein boomender Markt. Bei Facebook machen sie mittlerweile 84 Prozent aller Werbeeinnahmen aus. Dabei loggen sich bereits neun von zehn Facebook-Nutzern über ihr Smartphone im sozialen Netzwerk ein und lassen sich – ob freiwillig oder unfreiwillig – so von passgerechter Werbung berieseln.