nd-aktuell.de / 30.07.2016 / Politik / Seite 16

Bagger in Nachterstedt wird per Fernsteuerung geborgen

Sachsen-Anhalt: Nach dem neuen Erdrutsch am Concordiasee werden wegen der Gefahren nun fahrerlose Planierraupen eingesetzt

Seit dem neuerlichen Erdrutsch in Nachterstedt (Sachsen-Anhalt) steht ein mehr als eine Million Euro teurer Bagger auf wackeligem Grund. Bald soll er ferngesteuert in Sicherheit gebracht werden.

Nachterstedt. 530 Tonnen wiegt der Seilbagger, der nach dem neuen Erdrutsch in Nachterstedt Ende Juni jetzt auf einer unzugänglichen Halbinsel des Tagebausees steht. Nun soll der Koloss per Fernsteuerung geborgen werden. Zunächst sollen im August ebenfalls ferngesteuerte Planierraupen eine Rampe bauen, über die der Seilbagger dann wieder zum sicheren Ufer zurückfahren kann, teilte der Sprecher der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft, Uwe Steinhuber, auf Anfrage mit. Die Fernsteuerung soll es ermöglichen, dass kein Arbeiter sich an dem Seeabhang in Gefahr bringt.

Bei dem neuerlichen Erdrutsch am Concordiasee waren rund eine Million Kubikmeter Erdreich ins Rutschen geraten. Der Fahrer eines Baufahrzeugs rettete sich mit einem Sprung. Sein Fahrzeug - ein Radlader - stürzte ebenso wie eine Planierraupe ins Wasser. Diese kleineren Fahrzeuge sollen später geborgen werden.

Das neue Unglück geschah während der noch laufenden Sanierung wegen des Unglücks von 2009. Damals waren 4,5 Millionen Kubikmeter Erdreich abgerutscht. Mehrere Häuser wurden mitgerissen, drei Menschen kamen ums Leben. Das schwere Unglück führte zu einer Neubewertung der möglichen Risiken bei der Flutung ehemaliger Tagebaue. Der havarierte Seilbagger hat sich beim Erdrutsch zunächst nur wenige Millimeter verschoben. Allerdings beobachten automatisierte Messungen jetzt genau, ob das mehr als eine Million Euro teuere Fahrzeug sich womöglich weiter bewegt. Derzeit laufen bereits erste Vorbereitungen für die Rettung der Maschine mit einem zusätzlichen Greif-Seilbagger.

Noch unklar sind die Ursachen des neuen Erdrutsches in dem ehemaligen Braunkohletagebau. Zwei Gutachten zum Unglück 2009 hatten hohen Druck in Grundwasserschichten unterhalb des Kohleflözes als Hauptauslöser ausgemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte Anfang 2016 ihre Ermittlungen wegen des Verdachts einer fahrlässigen Tötung eingestellt.

In der Region hatte man mit Blick auf die Flutung des bereits Jahrzehnte alten Tagebaurestlochs auf ein florierendes Geschäft mit Gästen gehofft. Zahlreiche Ferienhäuser sind bereits entstanden. Nun ist offen, wie es weitergehen kann. dpa/nd