Der Zerstörer

PERSONALIE

  • Fabian Lambeck
  • Lesedauer: 2 Min.

Wenn es um die geplante Übernahme der Tengelmann-Supermärkte durch Edeka geht, fällt meist nur der Name von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), dessen umstrittene Ministererlaubnis den Deal möglich machen soll. Über den Chef der Tengelmann-Gruppe, der die ganze Sache ins Rollen brachte, liest und hört man hingegen wenig. Der Mann trägt den schönen Namen Karl-Erivan Haub und ist Spross der Unternehmerfamilie gleichen Nachnamens, deren Vermögen sich auf mehr als vier Milliarden Euro belaufen soll. Der 56-Jährige übernahm bereits im Jahr 2000 die Geschäfte vom Vater und baute die Tengelmann-Gruppe seitdem radikal um. Der ehemalige McKinsey-Berater bezeichnete die Folgen der Digitalisierung in Anlehnung an den Joseph Schumpeter als »schöpferische Zerstörung«.

Noch ist Haub der Herr über Kaiser’s Tengelmann und damit über mehr als 15 000 Mitarbeiter in 446 Filialen. Die zum Teil defizitären Supermärkte erzielten im Geschäftsjahr 2015 einen Nettoumsatz von 1,78 Milliarden Euro. Ein Blick auf die Webseite von Tengelmann macht deutlich, dass der Verkauf der Supermärkte nicht das Ende der Tengelmann-Gruppe ist. Im Gegenteil: Ein Großteil des Umsatzes macht Haub mit anderen Beteiligungen und Unternehmen. Etwa der Emil Capital Partners (ECP), die ihren Sitz im US-Bundesstaat Connecticut hat. ECP betreut »20 Investments in den USA, Kanada und Israel«, vorwiegend Start Ups wie den umstrittenen Taxidienst Uber. Aber auch im Bereich E-Commerce ist der schöpferische Zerstörer aktiv. Hier hält Haub Anteile am Online-Schuhversand Zalando. Daneben gehören die Obi-Baumärkte und die Billigmodekette KiK zum Portfolio. Dieses Konglomerat an Beteiligungen sorgte im letzten Jahr für einen Gesamtumsatz von 8,2 Milliarden Euro. Die Supermärkte machten also nicht einmal ein Viertel der Umsätze aus. Wohl auch deshalb trennt sich der in den USA geborene Haub offenbar leichten Herzens von den Lebensmittelmärkten, die seine Familie einst reich machten.

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