nd-aktuell.de / 04.08.2016 / Politik / Seite 14

Nordosten als Drehort immer beliebter

Nicht nur Fernseh-Krimis mit Ostseeblick sind im Kommen

Iris Leithold, Schwerin

Für die ARD-Komödie »Ackerpiraten« sind in Dömitz und Schwerin gerade die letzten Klappen gefallen, für die geplante Verfilmung des Literatur-Bestsellers »Kruso« von Lutz Seiler hofft Hiddensee auf Drehtage am Schauplatz des Romans. Film-Crews sind in Mecklenburg-Vorpommern keine Seltenheit mehr: Kinospielfilme, Dokumentationen und immer wieder Fernsehkrimis mit Ostseeblick entstehen im Nordosten.

»Mecklenburg-Vorpommern ist als Drehort zunehmend gefragt«, sagt Antje Naß von der Film Commission MV in Schwerin, die zur gemeinnützigen Filmland Mecklenburg-Vorpommern GmbH gehört. Das Team wirbt bei Festivals für Produktionen im Land, vermittelt Location Scouts für die Suche nach Drehplätzen und hilft bei der Beschaffung von Drehgenehmigungen.

Die Mühen tragen Früchte: »Im Jahr 2014 hatten wir 31 Film- und Fernsehproduktionen im Land mit zusammen 238 Drehtagen«, berichtet Naß. Im Jahr darauf seien es 314 Drehtage für 43 Produktionen gewesen und im ersten Halbjahr 2016 bereits 304 Drehtage für 34 Produktionen. Darunter waren 2016 neun abendfüllende TV- und Kinofilme beziehungsweise Serien. »Lieblingsdrehorte« seien die Ostsee, das Grandhotel Heiligendamm und die Steilküste bei Ahrenshoop, sagt Naß. Das Rückgrat des Filmwesens im Land seien die erfolgreichen Krimiserien »SOKO Wismar«, der Usedom-Krimi mit Katrin Sass, der Rostocker Polizeiruf und die Reihe »Stralsund«.

Im Vergleich zu Filmzentren wie Nordrhein-Westfalen, Bayern oder Berlin-Brandenburg sind das immer noch kleine Brötchen. Doch es reicht für eine überschaubare Dienstleistungsbranche, die mit den Produktionen ihr Geld verdient. »Die Motive in Mecklenburg-Vorpommern sind noch nicht verbraucht wie zum Beispiel der Kölner Dom«, begründet Marco Voß, ein Kollege von Naß, die wachsende Nachfrage nach Drehorten im Nordosten. Viele Szenen in Filmen spielten zum Beispiel auf Flughäfen. Rostock-Laage werde gern als Drehort genommen, weil er wenig ausgelastet sei und deshalb relativ leicht Drehgenehmigungen zu bekommen seien.

Eine wichtige Rolle spielen der Flughafen und vor allem das Grandhotel Heiligendamm auch in dem internationalen Spielfilm »Le Confessioni« von Roberto Ando, mit Stars wie Daniel Auteuil, Lambert Wilson und Moritz Bleibtreu in den Hauptrollen. Der Streifen über einen Weltwirtschaftsgipfel wurde 2015 zu großen Teilen im Nordosten gedreht und gewann den Preis der Ökumenischen Jury beim diesjährigen Filmfestival von Karlovy Vary in Tschechien, wo er seine Weltpremiere hatte.

Naß wünscht sich mehr Produktionen wie »Le Confessioni« für den Nordosten. Der Werbeeffekt für das Land wäre gigantisch, meint sie. Allerdings gehörten Fördermittel ganz klar zum Geschäftsmodell großer Filmproduktionen. Die meisten Bundesländer haben darauf reagiert und eine wirtschaftliche Filmförderung mit Millionen-Budgets aufgelegt. Im Nordosten gibt es so etwas derzeit nicht. dpa/nd