nd-aktuell.de / 11.08.2016 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Ziemlich typischer Milliardär

Eine Studie geht der Frage nach, welche Personen die reichsten Menschen der Welt sind

Simon Poelchau

Mark Zuckerberg ist mit seinen 44,6 Milliarden US-Dollar der typische Milliardär - zumindest, wenn man nach den neuesten Erkenntnissen der Beraterfirma Wealth-X geht. Der Facebook-Gründer ist zwar etwas jung für sein Vermögen, dafür aber männlich, verheiratet; und studiert hat er auch noch auf der renommierten Havard-Universität.

Wealth-X hat nämlich einen Zensus über die Ultra-Reichen erstellt, der jetzt veröffentlicht wurde. Demnach gab es vergangenes Jahr 2473 Personen, die eine Milliarde US-Dollar oder mehr ihr Eigen nennen konnten. Demnach stieg die Zahl der Superreichen im Vergleich zu 2014 um 6,4 Prozent und ihr Vermögen legte um 5,4 Prozent auf zusammen 7,7 Billionen US-Dollar zu. Dieses unglaubliche Vermögen aller Milliardäre übersteigt zusammengenommen die Wirtschaftsleistung aller Staaten bis auf die der USA und China.

Doch dies sind lediglich Fakten, die man in fast jedem Reichtumsbericht sonst auch nachlesen kann. Was die Studie von Wealth-X interessant macht, ist, dass die Forscher der Frage nachgehen, was für Menschen dies überhaupt sind, diese Milliardäre. Denn bis auf die Allerreichsten der Reichen wie Zuckerberg oder den Microsoft-Gründer Bill Gates weiß man recht wenig über diese recht scheuen Wesen.

Laut der neuen Studie kommt fast jeder dritte Milliardär aus Europa. Aus Asien und Nordeuropa stammt jeweils rund ein Viertel der Superreichen. In Afrika leben lediglich 1,7 Prozent der Milliardäre. Auch diese Zahlen sind noch recht bekannt. Doch weniger bekannt ist, dass 88,1 Prozent der Milliardäre Männer sind, die im Schnitt 63,2 Jahre alt sind. Die weltweit 294 Milliardärinnen sind indes im Schnitt ein Jahr jünger. 85 Prozent der Milliardärinnen und Milliardäre sind verheiratet.

Wer aus seinem Kind einen Milliardär machen will, sollte es wie Zuckerbergs Eltern auch auf die US-Eliteuni Harvard schicken. Es ist die Uni, die die meisten Milliardäre hervorbringt. Zweite Wahl ist die kalifornische Universität Stanford, wo zum Beispiel die beiden Google-Gründer Larry Page und Sergey Brin studierten. Besonders lang müssen die Kinder aber nicht büffeln: Zwar haben 70,1 Prozent mindestens einen Bachelor-Abschluss. Doch nur noch 22 Prozent haben es bis zum Master geschafft. Promoviert hat lediglich jeder zehnte Milliardär.

Die für Kapitalismuskritiker wohl überraschendste Einsicht der Studie: Offenbar wird man meist nicht ganz ohne Eigenleistung Milliardär. Entgegen der Theorie des französischen Starökonomen Thomas Piketty, dass Reichtum vor allem vererbt wird, trifft das auf die Ultrareichen nur bedingt zu. Lediglich 323 Milliardäre haben ihre Milliarden geerbt. Weitere 778 haben bereits ein beträchtliches Vermögen vermacht bekommen, es aber »selber« zum Milliardär geschafft.

Mit 56 Prozent ist die Mehrheit der Superreichen Self-Made-Milliardär. Dass deren Anteil so hoch ist, liegt der Studie zufolge an der digitalen Revolution. »Junge, technisch versierte Unternehmer konnten innerhalb kurzer Zeit ein beträchtliches Vermögen anhäufen, indem sie mit ihren Kunden über digitale Kanäle in Kontakt treten, die ihnen vertraut sind«, schreiben die Studienautoren.

Wer aber als Kapitalismuskritiker nun glaubt, vielleicht im Zuge der digitalen Revolution selber Milliardär werden zu können und deswegen Neoliberaler werden zu müssen, der irrt. Denn auf einen Milliardär kommen drei Millionen Menschen. Und bei einer Erdbevölkerung von über sieben Milliarden Menschen und lediglich 99 letztes Jahr neu hinzugekommen Self-Made-Milliardären ist die Wahrscheinlichkeit, selbst so reich zu werden, verschwindend gering.