nd-aktuell.de / 15.08.2016 / Wirtschaft und Umwelt

Umweltschädling Smartphone: Zu viele neue Modelle

Umfrage von Greenpeace / Organisation beklagt zu kurze Lebensdauer und Verbrauch seltener Rohstoffe

Berlin. Wann haben Sie sich das letzte Mal ein neues Smartphone gekauft? Die Mehrheit der Bundesbürger findet einer Umfrage zufolge, dass zu viele Handy-Modelle auf den Markt kommen. 69 Prozent der vom Meinungsforschungsinstitut Ipsos Mori Befragten stimmten der Aussage zu, die Hersteller brächten jedes Jahr zu viele neue Modelle heraus. Dagegen gaben nur 14 Prozent an, ein neues Smartphone kaufen zu wollen, sobald es in die Läden komme. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte die am Montag veröffentlichte, repräsentative Umfrage in Auftrag gegeben.

Umweltschützer beklagen, Mobiltelefone hätten eine zu kurze Lebensdauer und würden zu selten recycelt, denn im Inneren stecken wertvolle und seltene Metalle wie Kobalt und Palladium. Die Geschwindigkeit mit der die Hersteller neue Modelle auf den Markt bringen sei mit technischem Fortschritt nicht zu rechtfertigen. »Die unnötig schnellen Produktzyklen verursachen massive Umweltschäden bei der Herstellung und der Entsorgung«, teilte Chemie-Experte Manfred Santen von Greenpeace mit. »Die Hersteller müssen Smartphones künftig so konstruieren, dass sie leicht repariert werden können.« Zudem sollten sie langlebige Smartphones auf den Markt bringen, forderte Santen.

Der große Hunger[1]
Rohstoffpolitik im 21. Jahrhundert. Ein Überblick von Anne Klinnert

Auch in Deutschland nimmt der Absatz besonders umweltschädlicher Smartphones kontinuierlich zu und erreicht in diesem Jahr nach Schätzungen des Statistischen Bundesamts etwa 28 Millionen Stück. Weltweit sind es pro Jahr knapp 1,5 Milliarden Smartphones. Die Hersteller verarbeiten große Mengen an Metallen wie Kobalt, Palladium oder Tantal, deren Gewinnung mit großen ökologischen Schäden in Asien, Afrika und Russland verbunden ist.

Mehr als die Hälfte (55 Prozent) der Handy-Nutzer bekommen oder kaufen ein neues Modell, obwohl ihr altes Gerät noch funktioniert. Dagegen gaben nur elf Prozent der Befragten zwischen 16 und 70 Jahre an, sie hätten bereits einmal ein kaputtes Mobiltelefon vom Hersteller reparieren lassen. Neun Prozent haben ein altes Handy schon mal verkauft. Agenturen/nd

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  1. https://www.nd-aktuell.de/artikel/1022060.der-grosse-hunger.html