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Trumps neuer Stinkefinger

Präsidentschaftskandidat baut Wahlkampfteam um

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Roger Ailes wird Donald Trump nicht beraten. Sagt jedenfalls das Wahlkampfteam des republikanischen Präsidentschaftskandidaten. Die von der »New York Times« ins Spiel gebrachte Personalie hatte in den USA für einiges Aufsehen gesorgt. Schließlich war Ailes Chef des erzkonservativen Nachrichtensenders Fox News und musste unlängst nach dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs dort seinen Hut nehmen. Er hatte einst die Präsidenten Reagan und Bush sen. beraten. »Die beiden sind zwar alte Freunde, aber er hat weder eine formelle noch eine informelle Rolle in der Kampagne«, betonte Trump-Sprecherin Hope Hicks gegenüber der »Washington Post«.

Aber kräftig gewechselt wurde im Umfeld des Kandidaten schon. Paul Manafort bleibt zwar offiziell Kampagnenchef, praktisch aber wurde er in die zweite Reihe versetzt bzw. aus der medialen Schusslinie genommen, ist er doch durch seine dubiosen Beratungsgeschäfte in Kiew mindestens so angeschlagen wie der Kandidat selbst. Trump sackte in den Umfragewerten dramatisch ab.

Stephen »Steve« Bannon soll es nun richten. Der bisherige Chef einer von Bürgerrechtlern als zutiefst rassistisch gebrandmarkten Website fischt radikal am äußersten rechten Rand und wettert gegen das politische Establishment, auch das der »Grand Old Party«. Und gegen die Clintons sowieso. Er soll Trump auch schon in den letzten Monaten in jedes nur denkbare Fettnäpfchen gedrängt haben. Nach dem Motto: Je mehr rücksichtsloser Außenseiter und Quertreiber, um so besser. Nicht nur die »Washington Post« geht davon aus, dass der Wahlkampf nun noch schmutziger werden dürfte: »Große Veranstaltungen, brutale Kämpfe mit Clinton, größtmögliche Betonung von Nationalismus und Populismus«, all das erwarten auch andere Kommentatoren.

Oder wird alles anders? Michael Moore wäre nicht Michel Moore, hätte er nicht seine ganz eigene Theorie: Donald Trump wollte eigentlich nie Präsident werden, er wollte nur mehr Geld für seine viel gesehene NBC-Show, schreibt der Filmemacher in der der US-amerikanischen »Huffington Post«. Und eine groß angekündigte Kandidatur fürs Weiße Haus sollte seine Verhandlungsposition stärken. Nachdem es wegen der rassistischen Ausfälle auf seiner ersten Pressekonferenz statt des erhofften Millionendeals aber die TV-Kündigung gegeben habe, zugleich jedoch seine Beliebtheit bei den republikanischen Wählern durch die Decke geschossen sei, habe er weitergemacht - ins Fernsehen kam er ja auch so.

Nur, als es dann wirklich ernst wurde und seine Entgleisungen im Fall eines gefallenen muslimischen Soldaten oder der Aufruf an die Waffenlobby, seine Konkurrentin Hillary Clinton zu beseitigen, endgültig das Ende seines Höhenflugs einläuteten, habe er wohl erkannt, dass er aussteigen müsse, um nicht als weltweite Witzfigur und Loser zu enden - schon gar nicht am Abend des 8. November, nachdem die Wahllokale geschlossen haben. Und so deutet Moore in der im eigenen Art die fast täglichen »widerlichen, rücksichtslosen Aussagen« Trumps als Teil einer Exitstrategie der Selbstdemontage, sozusagen als Vorlagen für die republikanischen Granden, doch noch die Reißleine zu ziehen.

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