Regen, Hagel, Hitze, Frost

Die Weinernte in Frankreich fällt in diesem Jahr schlecht aus

  • Ralf Klingsieck, Paris
  • Lesedauer: 3 Min.

Frankreich geht einer enttäuschenden Weinlese entgegen. Nach Hochrechnungen von Agrest, der statistischen Agentur des Landwirtschaftsministeriums, muss im Schnitt mit einer um mindestens zehn Prozent geringeren Ernte als 2015 gerechnet werden - 42,9 statt 47,8 Millionen Hektoliter. Selbst im Vergleich zum Durchschnitt der letzten fünf Jahre wären das immerhin noch minus sieben Prozent.

Die Ursachen sind vielfältig. Durch starke Fröste im Frühjahr sind in der Champagne, im Burgund und im Loire-Tal viele Knospen an den Weinreben erfroren. Im Burgund wurden dadurch auf 10 000 Hektar die Aussichten auf eine Ernte völlig vernichtet, in der Champagne auf 4600 Hektar und in der Region Charante auf 3600 Hektar.

In der Champagne findet Michel Jojot, der zur Winzerkooperative Riceys-Balnot gehört, an seinen Weinstöcken, die normalerweise 10 bis 12 Trauben tragen, bestenfalls eine oder zwei. »So verheerende Wetterschäden hatten wir hier zuletzt 1985.« Er schätzt, dass er in diesem Jahr 65 Prozent weniger ernten wird als in normalen Jahren. Daher wird er auf alle Reserven in seinem Weinkeller zurückgreifen müssen, um die Champagner-Kellereien vertragsgetreu beliefern zu können.

In den Weinbaugebieten Charante, Bourgogne-Beaujolais und Languedoc-Roussillon gab es im Mai, im Juni und gerade erst vor wenigen Tagen schweren Hagel, der vielerorts die Reben zerschlagen und die Weinstöcke kahl zurückgelassen hat. Bei Alain Bruguière wurde so innerhalb von wenigen Minuten die Arbeit eines ganzen Jahres zunichte gemacht. »Hier und da sind ein paar Trauben zurückgeblieben, aber für eine Lese lohnt es nicht«, meint er resigniert. »Die Saison ist für mich schon zu Ende, mit einem Defizit von 150 000 Euro.«

Hinzu kam in diesem Jahr entlang der Mittelmeerküste eine anhaltende Trockenheit. Außerdem fehlte es im Frühjahr und Frühsommer in großen Teilen des Landes einfach an Sonne. Während die Lese seit Jahren immer zeitiger begonnen hat, ist die Vegetation diesmal um bis zu zehn Tage im Rückstand. Doch vor allem wird die Ausbeute geringer ausfallen. Im Loire-Tal rechnet man mit 35 Prozent weniger Trauben als 2015, in der Champagne werden es 32 Prozent weniger sein und im Burgund 21 Prozent. Die Region Languedoc-Roussillon kommt im Schnitt mit minus neun Prozent relativ glimpflich davon, doch gibt es auch hier Gebiete, wo die Weinernte wegen örtlicher Wetterkatastrophen um 30 bis 40 Prozent einbricht.

Dagegen meinte es das Wetter in diesem Jahr mit dem Elsass besonders gut, so dass sich hier die Weinstöcke unter dem Gewicht der Trauben biegen und mit einer um 18 Prozent höheren Ernte als im Vorjahr gerechnet werden kann. In der südwestfranzösischen Weinregion Bordeaux gab es keine Wetterexzesse, die Ernte dürfte hier mit plus ein Prozent nahezu gleich ausfallen wie im Vorjahr. Doch nur wenige Kilometer weiter nördlich leidet das Weinbaugebiet um Cognac gegenwärtig unter starker Hitze und Trockenheit bis tief in den Boden. An den Weinstöcken von Jérôme Durand sind dadurch etwa die Hälfte der Trauben vertrocknet. »Dabei steht bei uns die Lese unmittelbar bevor«, meint er. »Jetzt könnte uns nur noch Regen retten, der die übriggebliebenen Trauben saftiger werden lässt.«

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