nd-aktuell.de / 07.09.2016 / Wirtschaft und Umwelt

Zulieferer Bosch gerät im VW-Abgasskandal in USA unter Druck

Medien: Ingenieure hätten Betrugssoftware jahrelang mitentwickelt / Klage der VW-Kunden auf Zulieferer ausgeweitet

Berlin. Der Autozulieferer Bosch ist laut Medienberichten massiv in den VW-Abgasskandal verwickelt. Das Stuttgarter Unternehmen habe über Jahre die Software mitentwickelt, die die Manipulationen ermöglicht hat, berichteten am Dienstagabend NDR, WDR und »Süddeutsche Zeitung«. Dem Zulieferer sei dabei klar gewesen, dass die entwickelte Abschalteinrichtung in den USA verboten sei.

Die Medien berufen sich auf eine in den USA vorliegende Klageschrift von VW-Kunden gegen Bosch. In ihr seien bislang wesentliche Stellen zu Bosch geschwärzt gewesen. Diese Schwärzungen seien nun aufgehoben worden, wodurch ein Brief vom Juni 2008 bekannt geworden sei. Darin fordere Bosch vom VW-Konzern, ihn von einer Haftung freizustellen.

Bosch weist den Berichten zufolge in dem Schreiben ausdrücklich darauf hin, dass die Verwendung einer Abschaltfunktion bei Abgastests in den USA verboten sei. Zudem warne der Zulieferer, dass die damit ausgestatteten Fahrzeuge durch die Software ihre Betriebserlaubnis verlieren könnten.

Die Anwälte, die geschädigte Dieselbesitzer in den USA vertreten, hatten ihre Klage gegen den Zulieferer erst Mitte August erweitert. Sie werfen Bosch vor, über mehr als zehn Jahre eine aktive Rolle bei der Entwicklung einer an VW gelieferten Software gespielt zu haben, mit der bei Abgastests getrickst worden sein soll. Bosch erklärte den Angaben zufolge auf Anfrage, dass sich das Unternehmen grundsätzlich nicht zu laufenden Untersuchungen äußere. Es werde an einer Klageerwiderung gearbeitet. In der Vergangenheit hatte der Konzern erklärt, die Verantwortung für die Software liege bei VW.

Mittlerweile hat sich VW mit den US-Klägern - dazu zählen Fahrzeugbesitzer sowie Autohändler, US-Behörden und Generalstaatsanwälte - beim größten Teil der betroffenen Wagen auf einen Vergleich in Höhe von bis zu 15,3 Milliarden US-Dollar (derzeit 13,5 Mrd Euro) geeinigt. Bosch als Beklagter in dem gleichen Verfahren, hat aber bislang kein Schuldgeständnis abgegeben und sich nicht an dem außergerichtlichen Kompromiss beteiligt. Agenturen/nd