nd-aktuell.de / 15.09.2016 / Politik

75.000 sitzen im Niemandsland an syrisch-jordanischer Grenze

Amnesty: Zehntausende seit zwei Monaten von Hilfslieferungen abgeschnitten / Forderung an westliche Staaten, Nachbarländer Syriens zu entlasten

Berlin. Die Lage der Flüchtlinge an der syrisch-jordanischen Grenze ist in Europa weitgehend unbekannt. Amnesty International will kurz vor der ersten UN-Vollversammlung in New York, die sich ausschließlich den Themen Flucht und Migration widmet, auf deren verzweifelte Lage aufmerksam machen. Die Menschenrechtsorganisation veröffentlichte auf ihrer Website Videos sowie Luft- und Satellitenaufnahmen des Grenzgebietes. Auf ihnen sind Flüchtlingscamps im Niemandsland zwischen Jordanien und Syrien zu sehen, wo Zehntausende Flüchtlinge gestrandet sind.

»Die Bilder zeigen einen schlimmen Ausschnitt dessen, was die Konsequenz der fehlenden Bereitschaft weltweit ist, die Folgen der globalen Flüchtlingskrise gemeinsam zu tragen. Deshalb haben viele Nachbarländer Syriens mittlerweile ihre Grenzen geschlossen«, sagt Tirana Hassan von Amnesty International. Die Menschen sitzen im Niemandsland fest, Nahrung wird knapp und Krankheiten breiten sich aus. »Die Menschen leiden, in einigen Fällen sterben sie sogar, einfach weil die jordanischen Behörden sie zum einen nicht nach Jordanien hineinlassen, zum anderen aber auch die Wege für humanitäre Hilfe und medizinische Versorgung blockieren«, so Hassan.

Auf den Satellitenaufnahmen ist zu erkennen, wie die improvisierten Flüchtlingscamps innerhalb eines Jahres buchstäblich aus dem Boden geschossen sind. Syriens Nachbarländer, darunter auch Jordanien, das allein 650.000 Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen hat, bieten der übergroßen Mehrheit der geflohenen Syrier Schutz. Ihre Kapazitäten und Ressourcen sind weitgehend erschöpft. Auch deshalb ruft Amnesty vor allem die Regierungen des Westens auf, »endlich mehr als nur rhetorische Ankündigungen zu machen« und konkret Flüchtlinge aufzunehmen, auch um den Druck von den Nachbarländern wie Jordanien zu nehmen. Amnesty fordert aber ebenso die Regierung in Amman auf, den Flüchtlingen im Grenzgebiet sofort Zugang zu gewähren. stf/nd