nd-aktuell.de / 21.09.2016 / Serienkiller / Seite 15

Bauchfrei gegen den Abstieg

Die TV-Serie »Dit is Fußball«

Christin Odoj

Es gibt sie noch, die Fußballvereine mit dem Vereinsheim in Eichefurnier, den gekachelten Tischen und gestickten Gardinen. Mit dem Bratwurstgrill am Spielfeldrand und den kettenrauchenden und -trinkenden Stammspielern. Das sind die kleinen Kreisligavereine, die im Fußball wieder interessant werden, seit die Meisterschaft in der Bundesliga monopolisiert wurde und es Real Madrid egal ist, wer in der Champions League Zweiter wird.

Mutig ist es schon, sich dem Thema Fußball in einer Comedyserie zu widmen, sind doch schon ganze Spielfilme (Kick it like Beckham, FC Venus) an den zig Klischees gescheitert. Oliver Rieche, Student an der Filmhochschule Babelsberg aber hat sich keinen Profiverein ausgesucht, um den sich die Serie »Dit is Fußball« dreht, sondern eine Gurkentruppe par excellence, den SBC Torpedo Berlin. Am Spielfeldrand stehen alte Herren, die der Meinung sind, auf einer einsamen Insel könne man sich aufgrund des hohen Nährstoffgehalts ausschließlich von Bratwürsten ernähren. Trainer Dieter ist vor dem wichtigen Spiel gegen den Club Italia Berlin wieder in der Spielhalle versackt und fällt aus. Zu allem Überfluss hat der Zeugwart die Trikots bei 90 Grad gewaschen, weshalb das Team also in Tops aufläuft. Unterstützt werden sie dabei von der ersten rein weiblichen Ultragruppe, den Ultralettes.

Dem Verein droht die Pleite, da kommt Clubchef Teffler auf die Idee, eine Photovoltaikanlage auf dem Vereinsheim zu installieren. Der eingespeiste Strom, plus neues Ökoimage, sollen die Torpedos finanziell fit für den Aufstieg machen.

Rieche hat es geschafft, einen illustren Kreis, auch schon fast vergessener Seelen, für dieses Format zu gewinnen. Martin Semmelrogge in seiner Dosenbierhaftigkeit spielt den Vereinsboss Joe Teffler, seine Tochter Joanna eine der Ultralettes, Oliver Kalkofe pfeift das Spiel gegen den Club Italia, dessen Trainer Thomas »Icke« Häßler nichts weiter zu tun hat, als sich selbst zu spielen.

Es treten auf: Frauen, die wie Männer reden, was eigentlich keiner braucht. Aber unterhaltsam ist es schon, wenn sie Sachen sagen wie: »Ich hab denen schon tausend Mal gesagt, dass der Sechser verdammt noch mal abkippen muss, wenn die Außenverteidiger nach vorne schieben und die Flügelstürmer einrücken müssen, damit sie nicht so anfällig sind für Konter.« Dazu die schmierigen Vereinsvorstände mit falschen Zähnen und Kapitänsdinnerjacketts, die Teffler liebend gerne scheitern sehen wollen.

Vier verschiedene Regisseure durften sich an den vier 23-minütigen Folgen ausprobieren. Tele 5, ein Sender, der für seine grotesken Sendeformate bekannt ist, hat sich an ein Experiment gewagt, das funktioniert. Die Charaktere sind überzeichnet, aber nicht der Häme preisgegeben.

Dass ein Solarunternehmen die Serie in Auftrag gab und großzügig erwähnt wird, schreckt ab, zeigt aber nur, wie das Geschäft inzwischen läuft. Die Serie war schlichtweg günstiger als ein Werbespot kurz vor der Tagesschau. Das kann man kritisieren, für die Studenten bot es die Möglichkeit, sich professionell auszutoben.

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