nd-aktuell.de / 26.09.2016 / Politik

Hollande: »Die Grenze ist komplett dicht«

Frankreichs Präsident reist zum ersten Mal nach Calais / Baldige Räumung des Flüchtlingslagers bestätigt

Calais. Frankreichs Präsident François Hollande hat bei einem Besuch in Calais die endgültige Schließung des Flüchtlingscamps am Ärmelkanal bestätigt. Die Regierung werde »diesen Weg zu Ende gehen«, sagte Hollande am Montag. In dem als »Dschungel von Calais« bekannten Lager in der Nähe des Hafens leben Tausende Menschen in Behelfsunterkünften. Viele Flüchtlinge kamen nach Calais, um von dort illegal nach Großbritannien weiterzureisen - inzwischen werden Hafen und Ärmelkanaltunnel aber streng abgeschirmt. »Die Grenze ist komplett dicht«, so Hollande, der zum ersten Mal in seiner Amtszeit nach Calais gereist war. Ein Besuch des »Dschungels« war nicht geplant.

In dem Lager halten sich nach offiziellen Angaben rund 7000 Menschen auf. Nach Zählungen von Hilfsorganisationen sind es sogar mehr als 10.000.

Zugleich rief Hollande die britische Regierung auf, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. »Die britischen Behörden müssen die humanitären Anstrengungen Frankreichs unterstützen«, forderte Hollande. Das Votum der Bürger für einen EU-Austritt entbinde die Regierung in London nicht von ihren Pflichten. Im Abkommen von Touquet von 2003 hatte sich Frankreich verpflichtet, die Flüchtlinge vom Überqueren des Ärmelkanals abzuhalten.

Im Gegenzug finanziert Großbritannien unter anderem Sperranlagen in Nordfrankreich. Dazu zählt auch eine 2,7 Millionen Euro teure Mauer, die die Flüchtlinge vom Hafen fernhalten soll. Der Bau hatte am vergangenen Dienstag begonnen. Die meisten Flüchtlinge hoffen, auf Fähren oder durch den Eurotunnel heimlich nach Großbritannien zu gelangen.

Die Situation rund um das Lager sorgt seit Monaten für Zündstoff in Frankreich und ist auch mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Frühjahr brisant. LKW-Fahrer hatten gegen den »Dschungel« mobil gemacht. Vor wenigen Wochen hatten die Behörden die Räumung angekündigt, die Menschen sollen auf Aufnahmezentren im ganzen Land verteilt werden. Ein Datum ist noch nicht bekannt. dpa/nd