Höher, schneller, repräsentativer

Jirka Grahl über die geplante Neustrukturierung des Leistungssports und der Spitzensportförderung, die am Mittwoch im Sportausschuss vorgestellt wurde

Mehr als 200 Millionen Euro gibt der Staat jährlich für die Spitzensportförderung hierzulande aus. Ob das wirklich sinnvoll ist, wurde gestern im Sportausschuss des Bundestags nicht diskutiert, wohl aber, nach welchen Kriterien das Geld in Zukunft verteilt werden soll: Im Eckpunktepapier von Bundesinnenministerium und Deutschem Olympischen Sportbund ist die Rede von »deutlicherer Athletenfokussierung«, weniger Bundesstützpunkten, besseren Trainern und einer »potenzialorientierten Fördersystematik«, die auf einem mathematischen Berechnungsmodell namens PotAS basiert, dass Erfolge, Perspektiven und Strukturen jeder Disziplin berücksichtigt: »20 Attribute und 59 Unterattribute« werden mit einberechnet.

Zwei Dinge treten in dem blumigen Papier in schöner Eindeutigkeit zutage: Zum einen, dass das BMI deutlich mehr Einfluss auf den Spitzensport nehmen will, anstatt wie bisher die Planungen des DOSB nur abzunicken. Zum anderen wird klar formuliert, was das BMI (zuständig für »die gesamtstaatliche Repräsentation auf dem Gebiet des Sports«) von seinen Top-athleten erwartet. Eine »herausragende Vertretung« , so heißt es verquast, beschränke sich nicht auf eine Teilnahme, sondern sei auf Medaillen ausgerichtet. Gold fürs Vaterland - eine Idee, die anscheinend niemals stirbt.

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