Raus aus der Schockstarre
Martin Kröger über die zaghafte Aufarbeitung der SPD-Wahlschlappe
Wenn, wenn nicht jetzt? Dass einige bei den Berliner Sozialdemokraten denken, es sei zurzeit der falsche Zeitpunkt für eine kritische Aufarbeitung, ist bizarr. Nach diesem schlechtesten Ergebnis der SPD in Berlin seit den Zwanziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts muss reiner Tisch gemacht werden. Stattdessen wollten offenbar einige der Funktionäre einfach so zur Tagesordnung übergehen, über eine Woche waren die Sozialdemokraten derart in Schockstarre verfallen, dass fast gar keine selbstkritischen Töne nach außen drangen. Dabei hätte der Denkzettel der Wähler kaum eindrücklicher sein können.
Dass die Debatte bei den Sozialdemokraten über die Aufarbeitung der Wahlschlappe nun langsam Fahrt aufnimmt, ist für ein mögliches rot-rot-grünes Bündnis indes eine wichtige Vorbedingung. Denn die Erwartungshaltungen und vor allem die anstehenden politischen Herausforderungen in der Hauptstadt verlangen geradezu nach einer SPD, die mit sich selbst im Reinen ist. Hängepartien und Querelen in der führenden Kraft kann sich der mögliche Mitte-Links-Senats dagegen kaum leisten.
Wenn die Große Koalition eines in den vergangenen fünf Jahren gezeigt hat, dann ist es doch die Erkenntnis, dass die Wähler ungelösten Zwist gnadenlos abstrafen.
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