Werbung

Air Berlin als kollateraler Schaden?

Krisenvereinbarung bei Tuifly geschlossen

  • Jörg Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.

Weil sie Auslagerungen und damit Verschlechterungen oder den Verlust ihrer Jobs befürchten - und diese Ankündigung gewohnt wenig empathisch vom Management getätigt worden sein dürfte - sind die Beschäftigten krank vor Sorge und melden sich vom Dienst ab. Im Ergebnis blieben etliche Flüge der Tuifly in den letzten Tagen am Boden, aber auch bei der Konkurrenz, der eng mit Tuifly verknüpften und kriselnden Air Berlin.

Bei letztgenannter kamen am Donnerstag die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und ver.di überein und schlossen mit der Unternehmensleitung eine Krisenvereinbarung, in der sie ihre Piloten, Flugbegleiter und Bodenbeschäftigten aufrufen, Sonderschichten zu schieben, um die Folgen der kollektiven Erkrankung weitgehend abzumildern.

Moment mal! Da gibt es einen wilden Streik und die großen Gewerkschaften fallen den Kämpfenden in den Rücken, indem sie selbst zum Streikbruch aufrufen? Doch die Lage ist komplizierter. Es ist durchaus zu begrüßen, wenn ein Pilot, der sich verunsichert fühlt und schlecht geschlafen hat, weil er um seinen Job fürchtet, zu Hause bleibt und keinen Jet mit Passagieren steuert. Das Gleiche gilt für das übrige Personal. Gleichzeitig müssen sich die Gewerkschaften so weit sie nur können von dem Eindruck distanzieren, sie hätten zum atypischen Arbeitskampf gerufen. Denn das ist verboten und könnte richtig teuer werden, wenn millionenschwere Schadensersatzforderungen drohen. Übrigens droht auch den Erkrankten Abmahnung oder Kündigung, wenn bewiesen wird, dass sie sich zu Unrecht krankgemeldet haben. Und dennoch ist das, was gerade passiert, kein unbekanntes Phänomen.

Air Berlin, die von den Flugausfällen stärker betroffen war als Tuifly, geht es wirtschaftlich noch eher an den Kragen. Von daher versucht beispielsweise ver.di Air Berlin vor noch mehr Schaden zu schützen - auch weil es bei Tuifly bislang nur Ankündigungen gegeben hat. Dazu kommt noch, dass die zweitgrößte deutsche Airline ein Konkurrent für Tuifly ist und eine weitere Schwächung der Air Berlin auch wieder positiv für die kommende Auseinandersetzung um den eigenen Umbau sein könnte. Doch das sind Spekulationen. Fakt ist, dass die Beschäftigten in Sorge sind, weil sie um ihre Jobs fürchten, und das ist eine Firmengrenzen überschreitende Realität.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal