nd-aktuell.de / 08.10.2016 / Politik / Seite 16

Ein früher Duft nach Weihnachten

Räucherkerzen werden vor allem in Sachsen hergestellt

Crottendorf. In acht Wochen beginnt die Vorweihnachtszeit, dann dürfen Räucherkerzen made in Sachsen nicht fehlen. »Allein im September liefern wir rund eine Million Packungen aus«, berichtet Mirko Paul von der Firma Crottendorfer Räucherkerzen. Insgesamt werden in dem Ort bei Schwarzenberg (Erzgebirgskreis) in diesem Jahr 2,5 Millionen Päckchen der duftenden Kegel produziert. Damit ist das Unternehmen mit 15 Mitarbeitern nach eigenen Angaben der größte Hersteller im Freistaat.

Die älteste Räuchermittelfabrik Deutschlands und vermutlich auch Europas steht aber nicht im Erzgebirge, sondern im Tharandter Wald (Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge). »Unsere Geschichte geht bis ins Jahr 1865 zurück«, sagte Dennis Beier-Koch. Als Produktionsleiter bei der Firma Knox habe er Weihnachten schon seit dem Frühjahr im Blick.

Rund 65 Tonnen Räucherwaren stellt das zehnköpfige Team her. Neben verschiedenen Ganzjahresdüften von Lavendel bis Grüner Tee hat der Familienbetrieb mehr als 20 weihnachtliche Duftnoten im Angebot. Das wichtigste Fest des Jahres sei nach wie vor der Umsatzbringer. »In Deutschland verbinden wir Weihnachten mit Räucherkerzen«, sagt Beier-Koch. Am beliebtesten seien noch immer klassische Düfte wie Weihrauch oder Tanne, ergänzt er. Rund ein Drittel betrage deren Anteil.

Im Hause Crottendorfer machen wichtigsten zwei unter den insgesamt 32 produzierten Düften - Weihnachtlicher Weihrauch und Tannenduft - laut Mirko Pauls sogar jedes zweite verkaufte Päckchen aus.

Beim kleinsten sächsischen Hersteller deutet bereits der Name der Schauwerkstatt »Zum Weihrichkarzl« auf den Renner unter den Düften hin: Für Firmeninhaber Jürgen Huss duftet Weihnachten nach Weihrauch. Die Produktion im erzgebirgischen Neudorf läuft alljährlich im April an und zieht sich bis Mitte November. »Wir verstehen uns aber eher als Manufaktur und wollen die Tradition erlebbar machen«, berichtet Huss. Insgesamt stellen er und seine vier Mitarbeiter 40 verschiedene Düfte her.

Ohne Räucherkerzen scheint vor allem der Osten nicht auszukommen. Etwa 70 Prozent ihres Umsatzes machen die Crottendorfer in den neuen Bundesländern, schätzt Firmenchef Paul. Die Nachfrage ziehe aber stetig an, sowohl in Westdeutschland als auch in Österreich und Tschechien. Wahrscheinlich habe das Räuchern im Erzgebirge in Verbindung mit dem Bergbau und der tiefen Gläubigkeit der Menschen Einzug gehalten. Die hiesige Herstellung sei aus wirtschaftlicher Not als Nebenerwerb entstanden.

Knox ist dem Produktionsleiter zufolge besonders stark in den USA und liefert über einen Großhändler sogar bis Japan. »Was auffällt: Die Amerikaner wollen ganz traditionelle Düfte«, sagt Beier-Koch. Der Norden Deutschlands hingegen habe noch Räucherluft nach oben. dpa/nd