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Keine Narzisstin

Angela Davis will Hillary Clinton wählen – wenn auch ungern.

  • Kerstin Ewald
  • Lesedauer: 2 Min.

»Ich habe ein ernsthaftes Problem mit der Kandidatin Clinton«, bekannte die Kommunistin und schwarze Bürgerrechtlerin Angela Davis, »aber ich bin nicht so narzisstisch, dass ich mich überhaupt nicht überwinden kann, sie zu wählen.« Dieses Statement zur bald bevorstehenden amerikanischen Präsidentschaftswahl fiel ihr schwer. Es war ihr deutlich anzumerken auf dem linken Musikfestival »Many Rivers to Cross« in Atlanta. Doch Trump müsse unbedingt verhindert werden. Als Präsident würde er »alle Errungenschaften zunichte machen«, die sich Unterdrückte über Jahrzehnte erkämpften, erklärte Davis. Die emeritierte Philosophieprofessorin stand in den 80er Jahren selbst für die kommunistische Partei als Vizepräsidentin zur Wahl.

Ihr Zugeständnis an Clinton löste in der schwarzen Bewegung eine Kontroverse aus, einige zeigten sich schwer entrüstet. Vielen Linken gilt Angela Davis, die in den 60er Jahren zur Ikone der radikalen schwarzen Befreiungsbewegung wurde, immer noch als Vorbild. In den 70ern stand Davis im Verdacht, sich an einer Aktion zur Gefangenenbefreiung beteiligt zu haben, musste ins Gefängnis und war sogar von der Todesstrafe bedroht. Internationale Solidaritätsgruppen hatten sie bis zu ihrem Freispruch unterstützt, fast als Heldin verehrt.

Den Kämpfern und Kämpferinnen der Bewegung Black Lives Matter steht Davis politisch nah, sie lobt deren Einsatz gegen Masseninhaftierungen von Schwarzen und Latinos. Gewichtige Stimmen der schwarzen Bewegung haben sich aber bislang gegen die Wahl Clintons ausgesprochen. »Die Zeiten von Angela Davis sind vorbei«, schreibt die Kolumnistin Margaret Kimberley im Magazin »Counterpunch«. Nach der Rede von Davis stehe nun jeder, der nicht Clinton wähle, als Narzisst, als Nihilist, als Anhänger von Trump oder gar Putins da, so Kimberley. »Respekt für Angela Davis, aber sie ist nicht meine Mama«, schreibt eine junge Frau bei Twitter.

Angela Davis will an der Gründung einer neuen feministischen, antirassistischen Partei mitwirken. »Doch leider ist es nicht möglich diese Partei noch vor den nächsten Wahlen aufzubauen«, bedauert sie.

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