nd-aktuell.de / 18.10.2016 / Politik / Seite 20

Der »Lange Marsch« ins Weltall

China startet mit zwei Astronauten seinen längsten bemannten Flug in den Kosmos

Peking. China hat die nächste Phase seines ehrgeizigen Weltraumprogramms eingeläutet. Das Raumschiff »Shenzhou 11« startete am Montag mit zwei Astronauten an Bord zu einer 33-tägigen Mission ins All - der bislang längsten, die von chinesischen Astronauten absolviert wird.

Der Staatssender CCTV zeigte Bilder der Trägerrakete vom Typ »Langer Marsch-2F«, die mit einem langen Feuerschweif vom Raumfahrtzentrum Jiuquan in Nordwestchina abhob und sich stufenweise von der »Shenzhou 11« löste. Das Schiff soll spätestens am Mittwoch an Chinas neuem Raumlabor »Tiangong2«, das im September in die Erdumlaufbahn geschossen worden war, andocken.

Die Besatzungsmitglieder Jing Haipeng und Chen Dong sollen 30 Tage im Labor bleiben und Wartungsarbeiten und wissenschaftliche Experimente durchführen. Die Experimente und Dockmanöver auf der Mission sind wichtige Voraussetzungen für den Bau einer eigenen chinesischen Raumstation, die um das Jahr 2022 herum fertig werden soll.

Sollte die Internationale Raumstation (ISS) wie vorgesehen 2024 ihren Dienst einstellen, wäre China danach die einzige Nation mit einem permanenten Außenposten im All. 2021 will China dann erstmals mit einer Sonde auf dem Mars landen; für 2024 wird zudem eine bemannte Landung auf dem Mond angepeilt.

Im »Tiangong 2« können die Astronauten länger als im Vorgängermodell leben. Auch hat es eine höhere Ladekapazität und lässt sich auftanken. Im April 2017 soll das erste Frachtschiff »Tianzhou 1« (Himmlisches Schiff) folgen, um Material zu liefern und das Labor aufzutanken. Es wäre Chinas erster unbemannter, robotergesteuerter Nachschubflug.

Das Raumlabor »Tiangong 2« soll mindestens zwei Jahre in Betrieb bleiben. An das Vorgängermodell »Tiangong 1«, das 2011 ins All geschickt worden war, haben drei bemannte Raumschiffe angedockt. »Tiangong 1« war zweieinhalb Jahre länger im Einsatz als geplant. Laut Raumfahrtexperten verlor die Bodenkontrolle im März den Zugriff auf die Steuerung des Labors, das sich seither unkontrolliert Richtung Erde bewegt. dpa/nd