nd-aktuell.de / 18.10.2016 / Berlin / Seite 11

Janz weit draußen in Wünsdorf

Die ersten Asylsuchenden aus Berlin werden vorübergehend in eine Brandenburger Unterkunft verlegt

Samuela Nickel &

Da die Berliner Notunterkünfte für Geflüchtete überlastet sind, sind jetzt die ersten elf Menschen nach Brandenburg gezogen.

Von Samuela Nickel

Im Berliner Umland, inmitten von Feldern und Dörfern, liegt Wünsdorf. In dem Zossener Ortsteil, der sogenannten »Bücher- und Bunkerstadt« sind am Montag die ersten elf Geflüchteten aus Berlin mit dem Bus eingetroffen, darunter zwei Familien und einige Männer. Sie kommen aus der Notunterkunft in Tempelhof. Bis Jahresende sollen hier 995 Asylsuchende aus Berlin untergebracht werden. Der Hauptstadt fehlt der Platz für Geflüchtete. Sie harren in Notunterkünften und Turnhallen aus. In Brandenburg aber sind Plätze in Erstaufnahmeeinrichtungen unbelegt. Durch die Nutzung von freien Kapazitäten in der Nähe Berlins sollen die Heime entlastet werden.

Nach Wünsdorf kommen nun Geflüchtete, deren Asylverfahren voraussichtlich länger dauern wird, da sie nicht aus sogenannten sicheren Herkunftsländern kommen. Geflüchtete aus Notunterkünften und Turnhallen sollen nach Wünsdorf verlegt werden.

»Bis Ende der Woche könnten wir bis zu 350 Bewohner aufnehmen«, sagt Christina Großer, Geschäftsführerin der Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes in Brandenburg. Wann und woher die Nächsten kommen würden, wisse man allerdings noch nicht.

Die Häuser des großen Wohnkomplexes der brandenburgischen Erstaufnahmeeinrichtung sind weiß gestrichen, mehrere Etagen hoch und sauber. Auf die Einrichtung verteilt gibt es eine Mensa, Gemeinschaftsküchen, Sportsaal, Schulräume und Kinderspielzimmer. Der Wünsdorfer Häuserblock ist ehemaliger Verwaltungssitz, danach ist hier die Erstaufnahmeeinrichtung hineingekommen. Bis vorige Woche lebten hier Asylsuchende, die wegen des Königsteiner Schlüssels an Brandenburg verteilt worden waren. Sie sind nun in eine Unterkunft nach Doberlug-Kirchhain verlegt worden.

In Wünsdorf sind noch immer Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg zu sehen, eine Tafel erinnert an das muslimische Gefangenenlager während des Ersten Weltkrieges. Später war die »Verbotene Stadt« eine der wichtigsten sowjetischen Militäranlagen. Jetzt soll in Wünsdorf ein großer Spielplatz neben der Erstaufnahmeeinrichtung gebaut werden.