nd-aktuell.de / 21.10.2016 / Politik

Sozialverbände fordern deutliches Plus bei Hartz IV für Kinder

Geplante Nullrunde für den Nachwuchs bis sechs Jahre sei ein »sozialpolitischer Skandal« / Kinderhilfswerk fordert neue Grundlage für Regelsatzberechnung

Berlin. Das Deutsche Kinderhilfswerk und die Diakonie haben den Bundestag zu stärkeren Anhebungen der Kinderregelsätze bei Hartz IV aufgefordert. »Die geplante Nullrunde für Kinder bis zu sechs Jahren ist ein sozialpolitischer Skandal und fernab jeder Realität, die Erhöhung für Jugendliche um fünf Euro ist ein schlechter Witz«, sagte der Präsident des Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, am Freitag in Berlin zur ersten Beratung des Parlaments über die Regelsätze bei Hartz IV, Sozialhilfe und Grundsicherung im Alter. Die Diakonie kritisierte die Neuberechnung der Zahlungen als »willkürlich und unsachgemäß«.

Dagegen begrüßte das Kinderhilfswerk ausdrücklich die vorgesehene Regelsatzerhöhung für Kinder zwischen sechs und 13 Jahren um 21 Euro auf 291 Euro monatlich. »Damit nähert sich der Regelsatz für diese Altersgruppe langsam einem Wert, der diese Kinder aus der Armut führt«, betonte Krüger. Für Kinder bis sechs Jahren liegt der Regelsatz bei 237 Euro, für Jugendliche ab 14 Jahren soll er auf 311 Euro steigen.

Das Deutsche Kinderhilfswerk rief die Bundesregierung auf, die Hartz-IV-Regelsatzberechnung für Kinder und Jugendliche auf eine neue Grundlage zu stellen: »Die statistischen Fehlerquellen in den Berechnungen zeigen, dass ein alternatives System nötig ist.« Deshalb sollte die Regierung eine Expertenkommission aus Sachverständigen, Parteien- und Verbandsvertretern sowie Kindern und Jugendlichen einberufen, die eigenständige Kinderregelsätze ermittelt. Ziel müsse es sein, allen Kindern und Jugendlichen ausreichende gesellschaftliche Teilhabe zu sichern.

Diakonie-Vorstand Maria Loheide sagte, mit der Gesetzesänderung werde sich die Lage von rund zwei Millionen Kindern in Deutschland, die in Familien leben, die Hartz IV beziehen, trotz geringfügiger Erhöhungen nicht verbessern. Ihr Verband wolle im November ein eigenes Berechnungsmodell für die Regelsätze vorstellen, das ein transparentes und sachgerechtes Verfahren gewährleistet. epd/nd