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Die Markthalle der Moderne

Entwürfe für neues Museum am Kulturforum vorgestellt

  • Lesedauer: 2 Min.

Man hätte den Vorgang kaum stärker aufladen können: Auf dieses Projekt schaue »die ganze Welt«, hatte Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) verkündet - vor Beginn der Ausschreibung zum am Kulturforum geplanten neuen Museumsbau, dem »Museum der Moderne«. »Hier werden wir daran gemessen, wie Deutschland mit Architektur umgeht.« Über 400 der renommiertesten Architekturbüros der Welt sind Grütters’ weihevollem Aufruf gefolgt, am Donnerstag wurde der Siegerentwurf für das für 2021 geplante, vom Bund mit 200 Millionen Euro unterstützte Bauwerk vorgestellt - und der Kontrast zwischen Entwurf und großen Worten hätte kaum stärker sein können.

Denn das Schweizer Büro Herzog & de Meuron gewann mit einem so klaren wie schlüssigen, vor allem aber bescheidenen Vorhaben: Es »begräbt« das Kulturforum komplett unter einer Halle. Und die ist auch nicht aus Glas und Stahl, sondern aus Backstein. Das stilvolle Ungetüm hat schon einen Spitznamen: »Die Scheune«. Äußerlich eine rustikale Markthalle, verbirgt der Bau im Inneren aber breite, offene Wege, eine große Freitreppe, Terrassen, Balkone - und Kunst auf vier lichten Etagen.

Um wenige Plätze wurde in Berlin so gestritten wie um das unansehnliche Kulturforum. Dessen Defizite treten wegen seiner Lage umso deutlicher zutage, ist es doch umgeben von herausragender Architektur des 20. Jahrhunderts - etwa von der Philharmonie von Hans Scharoun (1963) und der Neuen Nationalgalerie von Mies van der Rohe (1968) - und grenzt es doch an Baudenkmale wie die St-Matthäus-Kirche oder die Staatsbibliothek.

In der allgemeinen (berechtigten) Zufriedenheit über den Entwurf geht eines unter: Das Büro Herzog & de Meuron ist auch für die Elbphilharmonie verantwortlich, deren Bau sich qualvoll hingezogen hat, und die zehnmal teurer wurde als geplant. tri

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