nd-aktuell.de / 03.11.2016 / Politik / Seite 13

Der Tod am Straßenrand

Viele Alleen in Mecklenburg-Vorpommern sind überaltert - die mittlere Baumgeneration fehlt

Güstrow. Viele Alleebäume in Mecklenburg-Vorpommern werden nach Ansicht von Umweltminister Till Backhaus (SPD) in den kommenden 30 Jahren absterben. Betroffen seien vor allem Ahorn-, Kastanien-, Obst- und Lindenalleen an Bundes- und Landesstraßen, sagte er am Mittwoch in Güstrow auf einer Fachtagung zum Alleenschutz. Entlang der rund 5000 Kilometer Alleen im Land fehle fast vollständig die Generation der 30- bis 100-jährigen Bäume. 37 Prozent des Gesamtbestandes - etwa 1900 Kilometer - seien nach der Wende gepflanzt worden und damit jünger als 27 Jahre alt. Von den mehr als 100 Jahre alten Alleebäumen würden voraussichtlich 62 Prozent die nächsten drei Jahrzehnte nicht überleben.

Veranstalter der Tagung waren die Umweltorganisation BUND und das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie. Das Verkehrsministerium stellte sein Programm für den Erhalt der alten Alleen, für Neupflanzungen und den Schutz der Alleen von der Ackerseite vor. Die fast 300 Kilometer lange Deutsche Alleenstraße in Mecklenburg-Vorpommern zwischen Binz und Wesenberg soll demnach die erste Pilotallee für Nach- und Neupflanzungen werden.

Die Alleenexpertin des BUND, Katharina Brückmann, begrüßte das Alleensicherungskonzept der Landesregierung. »Wir erkennen darin das Bekenntnis zu Maßnahmen für die Sicherung des Alleenbestandes.« Nun müsse das Konzept so gestaltet werden, dass es in der Praxis umgesetzt werden könne. »Dafür werden an manchen Stellen Kompromisse zu Abstandsregelungen nötig sein.« Lückenpflanzungen sollten auch unterhalb der geforderten drei Meter Abstand zur Straße möglich sein. Das betrifft insbesondere auch die Alleenabschnitte, die nach 1990 gepflanzt wurden. Besonders die Deutsche Alleenstraße als Wahrzeichen des Kulturgutes Alleen müsse es wert sein, praktische Lösungen zu ermöglichen.

Umweltminister Backhaus sagte, das Land trage eine hohe Verantwortung beim Erhalt eines maßgeblichen Teils des deutschen Alleenbestandes. »Es ist für mich klar, dieses Erbe zu pflegen und weiterzugeben«, sagte er. Doch gebe es vielerorts Schäden an den Bäumen. So habe die Rosskastanie Probleme mit Krankheiten, auch der Einsatz von Tausalz bleibe nicht folgenlos. Der Anfang 2016 veränderte Alleenerlass hat Backhaus zufolge aber bereits zu Fortschritten beim Alleenschutz geführt. So würden Bäume nur noch im Einvernehmen zwischen Naturschutz- und Straßenbaubehörden gefällt. dpa/nd