nd-aktuell.de / 05.11.2016 / Politik / Seite 4

Jim Albers

Oliver Kern

»Für manche war es vielleicht einfacher, aber ich brauchte eine ganze Weile, um mich für Hillary Clinton zu erwärmen«, sagt Jim Albers. Vor mehr als 46 Jahren wurde er Gewerkschaftsmitglied und verdiente sein erstes Geld 13 Jahre lang als Hafenarbeiter. Im Vorwahlkampf hatte er für Bernie Sanders gearbeitet und ist noch immer am ganz linken Rand der Demokraten zu verorten. Über die Präsidentschaftskandidatin seiner Partei kann er eigentlich kaum Gutes sagen, außer dass sie ein kleineres Übel sei.

Clinton mag einiges von Sanders’ Botschaften aufgenommen haben, aber Albers ist immer noch nicht davon überzeugt, ob sie an diese Dinge wirklich glaubt. »Sie und ihr Mann Bill repräsentieren den neoliberalen Flügel der Partei, der in den frühen 90er Jahren die Arbeiterklasse fallen gelassen hat und seitdem eine Politik für die Wall Street und große Unternehmen macht. Diese Leute sind in sozialen Fragen zwar recht fortschrittlich, stehen den Gewerkschaften aber nicht mehr so nahe wie ihre Vorgänger und betreiben eine kriegerische Interventionsaußenpolitik, die leider in der Tradition der schlechtesten Präsidenten der Demokratischen Partei steht, wenn man nur an Vietnam denkt«, sagt der 64-Jährige, der später Unternehmen, Behörden und Gewerkschaften in Sachen Arbeitsschutz beriet.

Trotz allem sei Hillary Clinton nun die einzige Wahl im Vergleich mit Donald Trump. »So wie sie ihre Politik jetzt der Mehrheitsmeinung der Parteibasis anpassen muss, so müssen alle ehemaligen Sanders-Anhänger ihr Unbehagen herunterschlucken und am 8. November für sie stimmen. Danach können wir uns immer noch damit herumschlagen, wie sie das neue Parteiprogramm vielleicht wieder verbiegen will.«