nd-aktuell.de / 19.11.2016 / Kultur / Seite 20

Nachrufe

Ali Mbengu

gestorben im Herbst 2016

»Ich muss nicht immer wieder danach gefragt werden, denn dann erinnere ich mich an das, was passiert ist. Und dann kommt alles wieder hoch.« Der 19-jährige Ousman Manneh hat es vom unbegleiteten, minderjährigen Flüchtling im schwankenden Boot auf dem Mittelmeer zum Profifußballer bei Werder Bremen geschafft. Seinem Landsmann Ali Mbengu, einem berühmten Ringer Gambias, ist die Überfahrt nicht geglückt, er ist jetzt im Mittelmeer ertrunken. Der 22-Jährige mit dem Kampfnamen »Mille Franc« soll sich nach Angaben seines Trainers schon 2014 auf den Weg nach Libyen gemacht haben. Erst Ende vergangener Woche bestieg er dort ein Flüchtlingsboot, das auf dem Weg nach Italien kenterte. Wie Trainer Pateh Nying berichtete, hat ein Überlebender des Unglücks die Familie des Sportlers kontaktiert.

Erst am 27. Oktober war die 19-jährige Fatim Jawara, die für die gambische Frauenfußball-Nationalmannschaft spielte, beim Versuch gestorben, mit dem Boot von Libyen nach Italien überzusetzen. Die Hintergründe für Mbengus Flucht blieben unklar, doch aus dem autokratisch regierten bitterarmen westafrikanischen Land fliehen jährlich tausende Menschen nach Europa. Eine märchenhafte Geschichte à la Manneh findet sich darunter selten. ml

Adolf Kunstwadl

8. 2. 1940 - 12. 11. 2016

120 Spiele bestritt der Fußballer mit dem lustigen Nachnamen im Trikot des FC Bayern München. Keine allzu beeindruckende Zahl, doch sein Mitwirken an einem der wichtigsten Spiele des Rekordmeisters machte ihn zur Vereinslegende: »Adi« Kunstwadl war Kapitän der jungen Bayern-Mannschaft, der am 26. Juni 1965 in Berlin mit einem 8:0 gegen Tennis Borussia der Aufstieg in die erst zwei Jahre alte Bundesliga glückte. In jener fernen Zeit war in München noch der TSV 1860 die tonangebende Mannschaft, und schon das erste Bundesligaspiel bescherte dem FCB im August 1965 die 60er als Gegner. In dem überharten Derby verletzte sich Kunstwadl nach nur zehn Minuten am Knie - eine Verletzung, die so schwer war, dass er nur noch einmal in der Bundesliga auflaufen sollte, im letzten Saisonspiel 65/66. Dann war Schluss mit Profifußball.

Der gelernte Metzger wechselte ins Berufsleben und belieferte u. a. den FCB mit Weißwürsten. 400 Mal spielte er für die Ehrenligamannschaft des FC Bayern, der die Bundesliga fortan nie wieder verlassen sollte. Im Vereinsmuseum erinnert heute Adi Kunstwadls 65er Trikot an seine größte sportliche Tat. jig