nd-aktuell.de / 19.11.2016 / Politik / Seite 4

Land fürs Überleben

In Argentinien unterstützt der Weltfriedensdienst indigene Gemeinden beim Kampf um ihre Rechte

Martin Zint, Weltfriedensdienst

Die Andenprovinz Jujuy liegt im Nordwestzipfel Argentiniens, an der Grenze zu Bolivien und Chile. Sie gehört zu den ärmsten Provinzen Argentiniens. Dort leben die indigenen Gemeinden, vor allem der Kolla und Guaraní, seit Jahrhunderten von Ackerbau und Viehzucht. Aber sie sind nach modernem Landrecht nicht die Eigentümer des Landes, das sie bestellen. Seit seiner Gründung 1989 setzt sich der Rat der Indigenen Organisationen von Jujuy (COAJ) für die offizielle Zuerkennung kollektiver Landrechte an mittlerweile 170 Gemeinden ein.

Mineralvorkommen und spektakuläre Naturschönheiten haben in den vergangenen Jahren die Begehrlichkeiten nationaler und internationaler Investoren für die Regionen Puna und Quebrada de Humahuaca geweckt. Ohne die Organisation COAJ hätten die hier lebenden Kolla deshalb keine Chance, ihr Land zu verteidigen. Das Volk der Guaraní hat sein Land schon im 19. Jahrhundert verloren. Die Menschen hoffen, mit Unterstützung von COAJ den großen Zuckerrohrimperien wenigstens wieder so viel Land abzutrotzen, wie sie zum Überleben brauchen.

Bei Dorfbesuchen und auf Fortbildungsveranstaltungen beraten die COAJ-Mitarbeiter die Gemeindevertreter bei der Wahrnehmung ihrer Interessen. In den Dörfern herrscht bittere Armut. Lebensmittel, Gesundheitsversorgung, Strom und Wasser, aber auch der Besuch einer Schule sind fast unerschwinglich. Deshalb ist die Verbesserung der Lebensbedingungen der Gemeinden ein weiteres Ziel der Organisation. Ergänzt wird die Basisarbeit durch Lobbyarbeit auf Provinz- und Landesebene und juristische Vertretung bei Rechtsstreitigkeiten.

Durch gemeinschaftliche Aktivitäten und auf Teilen basierende Wirtschaftsweisen werden Einkommen, Ernährung, Bildung, Gesundheit und Selbstachtung der indigenen Gemeinschaften Jujuys verbessert. Besonderes Augenmerk bekommen die Anpassung an den Klimawandel, die Wahrung der Biodiversität und die selbstbestimmte Gemeindeentwicklung.

»In Argentinien Indigene/r zu sein, ist nicht leicht. Argentinien ist ein Land, das in Europa als ein Modell für Gesellschaft, Land und Staat gesehen wird. Aber es hat im Verlauf der Geschichte seine indigenen Völker verleugnet«, beschreibt Natalia Sarapura, Präsidentin der Indigenenorganisation COAJ (Rat der Indigenen Völker Jujuys), die Situation.