nd-aktuell.de / 03.12.2016 / Politik / Seite 15

Zukunft der Friesenbrücke ungewiss

Wird Emsquerung repariert oder komplett erneuert? / Demo für schnelles Wiederherstellen

Hagen Jung

Zähneknirschend hatten es die Nutzer der Friesenbrücke halbwegs hingenommen, dass die durch den Aufprall eines Schiffes schwer beschädigte Eisenbahnverbindung über die Ems bis spätestens 2021 repariert sein wird. Diesen Zeitraum hatte die Deutsche Bahn Anfang Oktober genannt. Doch nun befürchten vor allem viele Pendler, dass ihnen noch länger weite Umwege bevorstehen, denn: Die Bahn prüft zurzeit ob auf Anregung der Papenburger Meyer-Werft statt einer Reparatur ein kompletter Neubau des auch von Fußgängern und Radfahrern genutzten Überwegs ratsam erscheint.

Ein solches Vorhaben aber könnte länger dauern als fünf Jahre und »deutlich teurer« werden als die fürs Instandsetzen veranschlagten 30 Millionen Euro, hatte Bahnchef Rüdiger Grube im November gegenüber dem NDR erklärt. Theo Douwes, Bürgermeister des am östlichen Brückenende liegenden Westoverledingen, kommentierte diese Aussicht: Vier bis fünf Jahre, das sei lange, aber überschaubar. Ein Neubau jedoch »ist zeitlich für uns nicht zu fassen«, sagte der Kommunalpolitiker.

Nicht fassen können und wollen es auch zahlreiche Bewohner der in Brückennähe liegenden Gemeinden, dass sich die Zeit ohne Emsquerung womöglich erheblich ausdehnt. Befürchtungen, der Neubau könne bis zu zehn Jahren dauern, machen bereits die Runde. Bürgerinnen und Bürger wollen deshalb am Samstag, dem Jahrestag der Zerstörung, auf beiden Seiten der Brückentrümmer im Fackelschein für eine schnelle Wiederherstellung des Überwegs demonstrieren.

Am 3. Dezember 2015 um 18.30 Uhr war ein Frachtschiff gegen den Mittelteil der Brücke geknallt und hatte diese so schlimm demoliert, dass schon nach der ersten Begutachtung fest stand: Diese Strecke über den Fluss wird es lange nicht geben. Genau ein Jahr nach dem Geschehen, zur gleichen Uhrzeit, wollen die Demonstranten ihre Fackeln löschen, um zu zeigen: Mit der Zerstörung der Brücke ist hier das Licht ausgegangen.

Sowohl in Weener am Westufer als auch in Westoverledingen leide die Gastronomie, heißt es aus beiden Gemeinden. Fehlten doch die Fahrradtouristen, die dort gern den Weg über die Ems nahmen. Besonders betroffen vom Wegfall der Brücke sind Berufspendler. Konnten sie vor dem Unglück die 14 Bahnen nutzen, die täglich im Stundentakt über den Fluss fuhren und Ostfriesland dort mit den nahen Niederlanden verbanden. Die Betroffenen sind nun auf Busse angewiesen.

Ob sich das bis 2021 oder erst Jahre später ändert, hängt von der Entscheidung der Bahn zu den Vorschlägen der Meyer-Werft ab. Für das 3300 Mitarbeiter zählende Unternehmen, das ausgesprochen große Kreuzfahrtschiffe baut und diese auf der Ems in Richtung Nordsee bringt, ist die Friesenbrücke in ihrer bisherigen Gestalt ein Engpass. Immer dann, wenn sie ein Meyer-Kreuzer passieren möchte, muss zuvor ein Schwimmkran den Mittelteil der Stahlkonstruktion ausheben. Abhilfe könnte eine Klappbrücke mit breiter Durchfahrt sein, empfiehlt die Werft. Werde der Überweg so gestaltet, sei das kein Neubau, sondern »eine andere Reparatur«. Die Arbeiten würden auch nur fünf Jahre in Anspruch nehmen und nicht mehr kosten als die ursprünglich geplante Instandsetzung, zitiert der NDR das Unternehmen. Welche Lösung verwirklicht wird und wie lange die brückenlose Zeit noch anhält - eine Antwort der Bahn dazu ist im Januar zu erwarten.