nd-aktuell.de / 15.01.2007 / Politik

Bremer Linksliste steht

Kandidatenkür für Wahl zur Bürgerschaft im Mai / Ziel: 7 Prozent

Tom Strohschneider
In Bremen will das Bündnis aus Linkspartei und Wahlalternative erstmals den Sprung in ein westdeutsches Landesparlament schaffen. Am Samstag wählte die Linkspartei den Betriebsrat Peter Erlanson von der WASG auf Platz 1 einer offenen Liste.
Ein besseres Leben sollte es dort geben, hatten sich Hund, Katze, Esel und Hahn gedacht und waren in Richtung Bremen gezogen. Dort kamen sie in der Version der Brüder Grimm zwar nicht an, sondern blieben im Haus der Räuber. Der Traum der vier Suchenden wäre an der Weser aber ohnehin zerplatzt. »In Bremen leben verhältnismäßig mehr arme und von Armut bedrohte Menschen als anderswo im Land«, heißt es in einem Bericht der Arbeitnehmerkammer. Für Peter Erlanson steht die soziale Frage deshalb über allem. Der 47-jährige Psychologe und Krankenpfleger führt die offene Linksparteiliste zur Wahl für die Bremische Bürgerschaft im kommenden Mai an. »Die Stadt geht in ihrer sozialen Substanz langsam aber sicher vor die Hunde«, sagt der Betriebsratchef des Klinikums links der Weser. Erlanson ist seit zwei Jahren WASG-Mitglied und war Anfang Januar von der Wahlalternative als Spitzenkandidat vorgeschlagen worden. Der ebenfalls angetretene Bundestagsabgeordnete Axel Troost war bei der Nominierung der WASG-Kandidaten unterlegen - eine Niederlage, die Erlanson später als Signal gegen weitere Einmischungsversuche aus Berlin gewertet hatte. Am Samstag wählte die Linkspartei den Mann mit dem wilden Haarschopf auf Platz 1 ihrer Liste. Vorausgegangen war ein längerer Streit um eine gemeinsame Kandidatur, der erst im Dezember beigelegt wurde. Kern der Auseinandersetzung war die Frage, ob die verschiedenen linken Gruppierungen unter dem Dach einer unabhängigen Wählervereinigung oder unter dem der Linkspartei antreten sollen. Nicht gerade einfacher machte es das Wahlrecht, das Bremen und Bremerhaven als getrennte Wahlbereiche ansieht. Die 83 Bürgerschaftssitze werden getrennt verteilt: 67 für jene Parteien, die in Bremen die Fünf-Prozent-Hürde übersprungen haben, 16 Sitze für jene Parteien in Bremerhaven. Angetreten wird jeweils auf eigenen Listen. In Bremen stehen hinter Erlanson auf aussichtsreichen Plätzen Linkspartei-Landessprecher Klaus-Rainer Rupp, die parteilose und von der WASG vorgeschlagene Gewerkschafterin Monique Troedel sowie PDS-Landessprecherin Inga Nitz. In Bremerhaven führt der Sprecher der Linkspartei-Basisgruppe Walter Müller die Liste an. Ein Vorschlag, die Kür der Kandidaten für Bremerhaven zu verschieben und auf Vorschläge des dortigen WASG-Kreises sowie einer Ende November aus der Taufe gehobenen Wählervereinigung zu warten, erhielt keine Mehrheit. Mit der »Nabelschau« soll es nun aber vorbei sein. Das linke Wahlbündnis will sich jetzt vor allem auf die große Koalition im Senat konzentrieren und alternative Politikangebote für eine sozialere Stadt machen. Anfang Februar soll ein gemeinsamer Landesparteitag von WASG und Linkspartei das Wahlprogramm verabschieden. Sieben Prozent rechnet sich »Die Linke«, so der Name der gemeinsamen Liste, aus. Vor vier Jahren hatte die PDS nur 1,7 Prozent erreicht. Bei den Bundestagswahlen im Herbst 2005 hatte das Linksbündnis mit 8,4 Prozent das zweitbeste Ergebnis im Westen eingefahren.