Ohne Trauer und Scham

  • René Heilig
  • Lesedauer: 1 Min.
Am Samstag wurden in Italien zehn SS-Leute verurteilt, die 1944 in Marzabotto grausam gewütet hatten. Die Verurteilten, allesamt natürlich alte Männer, leben in Deutschland, haben also kaum etwas zu befürchten. Hierzulande wartet man amtlich lieber auf die »biologische Lösung«. Seit Jahrzehnten schon ist das die bevorzugte Art, mit der personifiziert-schuldige Vergangenheit nicht be- sonder überwältigt wird. Vor fast fünf Jahren war der damalige Bundespräsident Johannes Rau am Ort deutscher Schande. »Wenn ich an die Kinder und Mütter denke, an die Frauen und an die ganzen Familien, die an diesem Tag Opfer des Mordens geworden sind, dann ergreifen mich Trauer und Scham.« Ganz offensichtlich sprach das Staatsoberhaupt nicht im Namen aller Deutschen. Während sich Staatsanwälte beim Thema Kriegsverbrechen von nichts ergriffen zeigen, während Truppenführer nicht durchgreifen, wenn ihre Soldaten im besetzten Afghanistan mit Totenköpfen posieren, greifen andere zu Agitation für rechte Gewalt. Da nützt es nicht viel, wenn Merkel sagt, »Gewalt durch Extremisten, egal aus welcher Richtung, kann niemals akzeptiert werden.« Schlimmer noch, sie verharmlost die politische und psychologische Situation in Deutschland, wenn sie wahrheitswidrig behauptet, die Bundesregierung habe Abwehrprogramme »aufgestockt«. Viel lieber malt man alle Zerrbilder an die Wand und warnt vor linken Angriffswellen gegen den G 8-Gipfel in Heiligendamm.
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