Euphorie vor dem WM-Beginn

Handballer verloren Testspiel gegen Ägypten, sind aber zuversichtlich

  • Erik Eggers
  • Lesedauer: 3 Min.
Das Szenario wirkte wie ein Ausflug in die jüngste Vergangenheit, wie eine Reminiszenz an den vergangenen Sommer. Die ausverkaufte Münchner Olympiahalle war ein wogendes Gemälde aus schwarz, rot und gold, 10 900 Menschen standen und wippten Deutschland-Fähnchen im Takt der Musik. Aber diesmal hatte nicht der Fußball die Masse enthusiasmiert, es war der Handball, der am kommenden Freitag in Berlin, mit dem Eröffnungsspiel Deutschlands gegen Panamerika-Champion Brasilien, in die XX. Weltmeisterschaft startet. »Wirklich sehr bewegend, diese Begeisterung in den Augen dieser Menschen zu sehen«, war nicht nur Linksaußen Dominik Klein (THW Kiel) beeindruckt von diesem Vorgeschmack, den das letzte Testspiel gegen Ägypten darstellte. »Das war schon ein besonderes Gefühl beim Einmarsch, damit hatte ich nicht gerechnet«, gab Kapitän Markus Baur (TBV Lemgo) nach seinem 200. Länderspiel zu. Und auch Bundestrainer Heiner Brand freute sich sichtlich: »Die Atmosphäre war schon toll, es waren viele junge Leute da, das ist gut für unseren Sport«, sagte er nach dem Freundschaftsspiel, das sich nie wie ein solches anfühlte.
Doch natürlich war Brand mit der 29:30 (14:16)-Niederlage gegen den WM-Vierten von 2001 nicht zufrieden: »Der Sieg der Ägypter ging in Ordnung. Ich verliere zwar nie gern, aber ich bin auch keineswegs enttäuscht, denn es waren auch viele gute Phasen in unserem Spiel.« Auch Kapitän Baur irritierte das schlechte Ergebnis nicht. »Wir haben eigentlich gar nicht so schlecht gespielt, sondern einfach nur zu viele Fehler produziert und so die Ägypter zu leichten Toren eingeladen«, sagte der 35jährige Aufbauspieler.
Der routinierte Europameister von 2004 weiß indes, dass noch viele Teile in ein mögliches Weltmeister-Puzzle eingepasst werden müssen. Nötig ist etwa eine klare Leistungssteigerung bei Henning Fritz; der Welthandballer des Jahres 2004 bewies in der ersten Halbzeit von München keine gute Form, auch wenn Bundestrainer Brand die Performance des Kielers als »nicht überragend, aber okay« einstufte. Dass Rechtsaußen Florian Kehrmann, der nach seinem auskurierten Mittelhandbruch sein Comeback im Nationalteam feierte, in den Auftaktspielen gegen die krassen Außenseiter Brasilien und Argentinien sein gewohntes Weltklasse-Niveau wieder findet, darf nach dem guten Auftritt in München angenommen werden. Auch Baur, der ebenfalls bei den Testspielen in Ungarn pausiert hatte, legte als erfolgreichster Torschütze (sechs Treffer, davon drei per Siebenmeter) eine ansprechende Leistung aufs Parkett.
Wenn es nach Kapitän Baur geht, könnte die Euphorie, die für die WM programmiert zu sein scheint, ziemlich lange Zeit halten. Am besten bis zum Finale am 4. Februar in der Kölnarena: »Mein Ziel ist es, Weltmeister zu werden.«

Aus in der Meisterklasse
In der Champions-League der Frauen verlor Meister HC Leipzig auch sein zweites Spiel bei Titelverteidiger Viborg HK mit 33:39 und hat praktisch keine Chance mehr auf den Einzug ins Viertelfinale. Im EHF- Cup schied der FHC Frankfurt (Oder) nach einem 29:32 bei Ikast Bording ebenso aus wie Trier mit dem 34:30 gegen Elda Prestigio (Spanien/ 1. Spiel 21:33).
Dagegen hatte Bayer Leverkusen beim 39:26 gegen den Schweizer Meister Spono Nottwill ebenso leichtes Spiel wie Nürnberg, das MGA Handball Wien im Pokal der Pokalsieger mit 50:9 deklassierte.

DHB-Pokal: Ellerbek - FHC Frankfurt/O. 20:29 (9:15).
Auslosung für Pokal-Viertelfinale: FHC Frankfurt/O. - 1. FC Nürnberg, HSG Bensheim - Buxtehuder SV, HC Leipzig - HSG Sulzbach, FA Göppingen - DJK/MJC Trier.
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