Ins Wasser mit venezianischer Maske

Berlins einziger Winterbade-Verein feierte bei frühlingshaftem Wetter den 23. Eisfasching am Orankesee

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Name passt nicht zum Geschehen: Da hüpfen am Sonnabend rund 120 Kostümierte in den Orankesee und nennen das Eisfasching. Nun gut - fürs Wetter kann man niemanden verantwortlich machen. Auch der Titel einer Veranstaltung, die schon zum 23. Mal stattfand, ist nicht leicht zu ändern. Für die Badelustigen hatten die Temperaturen jedenfalls positive Effekte: Denn den Eispickel konnten sie Daheim lassen. Anders als 2006 - da musste eine 13 Zentimeter dicke Eisschicht aufgehackt werden. Daran erinnerte die Moderatorin gleich zu Beginn. Wie jedes Jahr gab es dann eine Gymnastik. »Ein warmer Körper ist das A und O, damit man später im Wasser nicht so friert«, erklärt Christel Barth, Vorsitzende der »Berliner Seehunde«. Und so hüpften und rannten bunt verkleidete Badelustige im weichen Sand. Getreu dem Motto »Karneval in Venedig« versteckten Frauen, Männer und Kinder ihre Gesichter hinter glänzenden Masken. Gelbe, rote und weiße Perückenhaare wirbelten durch die Luft. Viele trugen Samtumhänge. Wolfgang, ein 58-jähriger Marzahner, hatte einen Anzug aus dünnem, weißem Fließ auf der nackten Haut. Dazu einen schwarzen Gürtel und eine Fantasiemaske mit Hörnern. Er gehörte zu den Neulingen, denn erst seit Oktober macht er mit bei Berlins einzigem Winterbade-Verein. Nie zuvor ist er mit Klamotten ins Wasser gegangen. Schließlich springen die Seehunde normalerweise splitterfasernackt in die Fluten. Nur beim Fasching wird eine Ausnahme gemacht. Wie war´s? Wolfgang sagt: »Ein herrliches Gefühl«. Zurückhaltender äußerten sich fünf junge Frauen und Männer, die erst kürzlich Berlins zweiten Winterbade-Verein bildeten. Allerdings aus Jux - zunächst für einen Tag. Mit einem Wasserball und in Badekleidung rannten sie draufgängerisch in den See. Applaus begleitete das Team, dessen Mitglieder bei einem Berliner TV-Sender arbeiten. »Alle Achtung vor eurem Mut«, rief ihnen die Moderatorin hinterher. Fast zwei Stunden dauerte das Spektakel an dem sich 18 Vereine aus Deutschland und Dänemark beteiligten. Sie haben so klangvolle Namen wie »Bernauer Eisheilige«, »Bielefelder Eisvogel«, »Plauener Eisspitzen« oder »Rügener Zitteraal«. Der Berliner Verein gehört mit rund 50 Mitgliedern deutschlandweit zu den großen. Vereinsvorsitzende Christel Barth entdeckte vor 17 Jahren diese besondere Abhärtung. »Nach jedem Bad stellt sich ein Glücksgefühl ein«, erklärte die 68-Jährige. Eisbaden sonntags 10 Uhr, Strandbad Orankesee, Gertrudstr. 7. www.berliner-see- hunde.de.
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