Ehrenbürger

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Ein in Hamburg lebender Liedermacher, der im November 70 Jahre alt wurde, soll für sein Gesamtwerk nun Ehrenbürger der Stadt werden. So wollen es CDU, FDP und Grüne und die obligatorischen Bürgerrechtler sprangen auf. Der Unrechtsakt eines untergegangenen Staates hat ihn berühmt gemacht. Für seine aktive und passive Sterbehilfe soll er nun geehrt werden. Doch warum gerade jetzt und nicht beispielsweise schon vor zehn Jahren, als er noch in Saft und Kraft stand. Damals regierte die CDU diese Stadt und der Regierende Bürgermeister hieß Eberhard Diepgen. Warum haben das die christlich Unionierten damals nicht hingekriegt, sondern wollen es erst jetzt, wo Rot-Rot die städtischen Zügel in der Hand hält? Das Anliegen ist durchsichtig: Man will der Linkspartei eins um die Ohren hauen, als SED-Nachfolgepartei soll sie zu Kreuze kriechen, und der SPD gleich noch einen Seitenhieb verpassen. Die nächsten Wahlen kommen bestimmt. Die Ehrenbürgerschaft hat schon viele lichte und dunkle Momente erlebt. Zu den Geehrten gehörten Zar Nikolaus I., der sein Volk knebelte und den Dekabristenaufstand im Blut erstickte, Otto von Bismarck, der die Sozialisten jagte, oder Paul von Hindenburg, der den Nazis in den Sattel half. Aber auch geniale Geister wie Max Liebermann, Adolph Menzel, Rudolf Virchow, Alexander von Humboldt, Heinrich Schli...

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