nd-aktuell.de / 12.01.2017 / Kultur / Seite 13

Streit um Zensur in der Comedyszene

Somuncu wird verklagt

Der Comedian und Kanzlerkandidat der Partei »Die Partei«, Serdar Somuncu, wird von einer Redakteurin des WDR verklagt. Hintergrund ist ein Podiumsgespräch der Körber-Stiftung vom November 2015, in dem es an einer Stelle darum geht, dass Somuncu, außer in der Sendung von Stefan Raab, »noch nie nicht zensiert wurde«, wie die Moderatorin Mely Kiyak die betreffenden Aussagen Somuncus einleitet. Später nennt Somuncu auch Namen und Beispiele diverser anderer Kollegen, denen es wohl ähnlich wie ihm erging. In der Aufzeichnung der Stiftung sind diese Stellen inzwischen rausgeschnitten, tauchen bei Youtube aber wieder ungeschnitten auf.

Dann spricht Somuncu davon, dass Zensur die Keimzelle des Faschismus sei. Der WDR reagierte mit einer Pressemitteilung, in der es heißt: »Dazu stellen wir klar, dass unsere Redakteurin wegen schwerer Beleidigung gegen Herrn Somuncu vorgeht. Wir unterstützen sie dabei, da wir nicht dulden, dass unsere Mitarbeiterin öffentlich als ›Keimzelle des Faschismus‹ oder ›Arschloch‹ bezeichnet wird.« Sumuncu, auf dessen Facebookprofil inzwischen ein »zensiert«-Logo prangt, schrieb in dem Netzwerk: »Der WDR macht da weiter, wo er immer war. Entlarvend ist dabei, dass man nun Zitate sinnentstellt wiedergibt, um den eigentlichen Vorwurf der Zensur zu vertuschen. Ich begrüße dennoch, dass die Verantwortlichen durch ihre empfindsame Reaktion, wenn auch nach beträchtlicher Bedenkzeit, eine Diskussion über Meinungs- und Satirefreiheit angestoßen haben. In der Einsicht liegt manchmal die Erkenntnis.« cod