nd-aktuell.de / 13.01.2017 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 20

Warum acht, wenn sieben reichen?

US-Atombomber verlor Triebwerk über der Prärie

René Heilig

Die US Air Force verschweigt den Vorfall, doch den Luftfahrtjournalisten von »The Aviationist« ist er dennoch nicht entgangen. Vor einigen Tagen startete eine B 52H vom Luftwaffenstützpunkt Minot im US-Bundesstaat North Dakota. Ganz normal mit acht Pratt & Whitney TF33-P-3/103-Turbofan-Triebwerken. Heimgekehrt ist sie mit sieben. Der Verlust ereignete sich offenbar schon bald nach dem Start. Allerdings über der menschenleeren Prärie, weshalb man den Fall nicht an die große Glocke hängen wollte. Man ahnte wohl, dass sonst die Diskussion über eine Einstellung des B 52-Flugbetriebes wieder losgeht.

Noch soll die Air Force 76 einsatzbereite »Stratosphärenfestungen« im Bestand haben. Insgesamt wurden von Boeing 744 gebaut. Zwischen 1952 und 1962. Mehrfach hat man die Maschinen, die noch immer zum nuklearen Abschreckungspotenzial der USA gehören, modernisiert. Bis 2040 sollen sie im Einsatz bleiben.

Die Maschine, die so spendabel mit ihren Triebwerken umging, gehört zum 5. Bombengeschwader, das trainiert ist, sowohl konventionelle wie nukleare Waffen rings um den Erdball zu verteilen. Sie war offenbar nicht mit Bomben oder Marschflugkörpern beladen. Bei anderen Einsätzen der strategischen US-Bomber ging auch schon mal mehr verloren als ein Triebwerk. Mehrfach fielen - zumeist nach Zusammenstößen oder technischen Defekten - Nuklearbomben aus dem Waffenschacht: 1959 in Kentucky, 1961 in North Carolina, 1964 in Maryland, 1966 in Südspanien, 1968 bei Thule im Norden von Grönland. Explodiert ist keine der Waffen, wohl aber verseuchten einige Bomben weite Gebiete. Andere hat man bis heute nicht gefunden.

Heute fliegen die Methusalem-Bomber vor allem Angriffe mit konventionellen Waffen. Dank ihrer enormen Flugzeiten und ihrer gigantischen Zuladung kreisen sie beispielsweise auf Abruf über Afghanistan. Jüngst beschwerte sich der russische Generalstabschef Waleri Gerasimow, dass eine B 52 - ohne die russische Seite vorzuwarnen - die syrische Stadt Sarmada in der Rebellenprovinz Idlib angriff. Dabei sei die Region in das Waffenstillstandsabkommen einbezogen, wetterte Moskau.

Doch auch in Europa tauchen die fliegenden US-Saurier wieder öfter auf. So nahmen im vergangenen Jahr drei dieser Jets über der Ostsee an den NATO-Manövern »Baltops« und »Saber Strike« teil. Auch über der Arktis fliegen die Riesen und näherten sich bis auf 150 Kilometer dem russischen Territorium. Das wäre die optimale Entfernung, um weitreichende Marschflugkörper starten zu können. Ob und möglicherweise wie die B 52 bewaffnet sind, ist ein Geheimnis.