nd-aktuell.de / 21.01.2017 / Politik / Seite 16

Kostenlos für alle: Luftbilder aus Thüringen

Der Freistaat ist das vierte Bundesland, das eine Freigabe-Empfehlung der Bundesregierung umsetzt

Erfurt. Thüringen stellt digitale Geodaten wie Luftbilder oder topografische Karten jetzt privaten und gewerblichen Nutzern kostenlos zur Verfügung. Die Regelung gelte seit Jahresbeginn, sagte Infrastrukturministerin Birgit Keller (LINKE) in dieser Woche in Erfurt. Thüringen sei mit Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen das vierte Bundesland, das einer entsprechenden Empfehlung der Bundesregierung folge. Von der kostenfreien Nutzung der Daten seien auch große Internetunternehmen wie Google nicht ausgenommen.

Das Land Thüringen, so Keller, gehe mit den offenen Daten einen weiteren Schritt zu der von der rot-rot-grünen Landesregierung versprochen Transparenz der Verwaltung. Von der Entscheidung verspreche sie sich auch wirtschaftliche Effekte, sagte die Ministerin. Bisher hat das Thüringer Landesamt für Vermessung und Geoinformation nach ihren Angaben jährlich 1,0 bis 1,5 Millionen Euro mit den Geodaten eingenommen.

Nach Angaben der Ministerin verfügt das Amt derzeit unter anderem über rund 167 000 Luftbilder aus den Jahren seit 1945. Davon seien bereits rund 115 000 online verfügbar. Auch abrufbar seien topografische Karten, Daten des amtlichen Liegenschaftskatasters oder 3D-Gebäudemodelle. Die Daten umfassen laut Landesamt konkret: aktuelle und historische Luftbilder, aktuelle und historische digitale Orthophotos (DOP), Daten des amtlichen Liegenschaftskatasterinformationssystems ALKIS (ohne Eigentümerangaben), amtliche Hauskoordinaten (ohne postalische Angaben) und amtliche Hausumringe, 3D-Gebäudemodelle, digitale Geländemodelle (DGM) und digitale Oberflächenmodelle (DOM), digitale Landschaftsmodelle (DLM), digitale Topographische Karten (DTK).

Diese Daten seien mit dem Geld der Steuerzahler erstellt worden und würden ihnen nun ohne das sonst übliche gebührenpflichtige Verfahren zur Verfügung stehen, so Keller. Bisher konnten Karten im Internet zwar angeschaut, aber nicht lizenzfrei heruntergeladen oder genutzt werden. Nun könnten sie beispielsweise von Heimatvereinen für ihre Internetauftritte oder von Softwarefirmen für neue Apps eingesetzt werden. »Thüringen steht damit mit an der Spitze der Bundesländer«, sagte Keller.

Einige andere Bundesländer würden derzeit abwarten, wie sich die Geodatenfreigabe von Thüringen und Nordrhein-Westfalen wirtschaftlich auswirke und wie sich die Nutzung entwickele, sagte der Chef des Landesamtes für Vermessung, Uwe Köhler. Durch die Auswertung von Luftbildern werden nach seinen Angaben topografische Karten regelmäßig aktualisiert. dpa/nd