nd-aktuell.de / 21.01.2017 / Sport / Seite 12

Nun offiziell: Der DFB will die EM 2024

Transparency International soll Bewerbung begleiten

Jirka Grahl

Eine Überraschung war es nicht, was der Deutsche Fußball-Bund gestern verkündete. Immerhin, nun ist es offiziell: Der größte Nationalverband der Welt will sich um die Ausrichtung der Fußball-EM 2024 bewerben. Bisher gibt es außer dem DFB noch keine weiteren Bewerber, die Frist läuft allerdings erst im April 2018 ab. Interessensbekundungen waren bisher aus der Türkei und aus Skandinavien zu vernehmen: Die Verbände Dänemarks, Finnlands, Norwegens und Schweden sollen eine gemeinsame Bewerbung in Erwägung ziehen.

Dass der Skandal um die WM-Vergabe 2006 noch immer nicht aufgeklärt ist, ficht DFB-Präsident Reinhard Grindel dabei offenbar nicht an. Der ehemalige CDU-Politiker, der noch am Mittwoch im Sportausschuss des Bundestages den Abgeordneten Rede und Antwort in Sachen WM-Korruption 2006 stehen musste, ließ sich am Freitag gewohnt selbstsicher zitieren: »Wir werden eine erstklassige Bewerbung einreichen und dabei sehr genau darauf achten, dass wir in einem transparenten, nachvollziehbaren Prozess die möglichen zehn Spielorte auswählen«, so Grindel. »Wir haben in Deutschland die Stadien, wir haben die Infrastruktur und wir haben das Know-how, um eine ökonomisch vernünftige und ökologisch verträgliche EURO auszurichten.«

Mit ähnlichen Argumenten hatte seit 2013 auch sein Vorgänger Wolfgang Niersbach immer wieder für eine EM-Bewerbung geworben, wegen seiner Verwicklung in die WM-Vergabe 2006 war Niersbach Ende 2015 nach dem Bekanntwerden des Skandals zurückgetreten. Im Sommer 2016 wurde er für ein Jahr von der FIFA gesperrt. Der DFB überließ die Aufklärung der Vorgänge um die dubiose Zahlung von 6,7 Millionen Euro der Wirtschaftsagentur Freshfields.

Deren »Freshfields-Bericht« lässt allerdings noch viele Fragen offen, zu deren Klärung Reinhard Grindel am Mittwoch vor dem Sportausschuss nur wenig beitrug: »So lange die Umstände nicht vollumfänglich aufgeklärt sind, sollte man sich durchaus überlegen, ob man eine Bewerbung mit Steuerbefreiung etc. unterstützt«, sagte Öczan Mutlu (Grüne). Auch Dagmar Freitag (SPD) war noch nicht zufrieden. Die Vorsitzende des Sportausschusses kündigte an, die Politik müsse »erstmal ein paar Fragen stellen, bevor sie sie einfach durchwinkt«.

Der DFB erklärte derweil, man habe »Transparency International« gebeten, den internen Bewerbungsprozess zu begleiten: Dabei sollen bis 15. September 2017 die zehn EM-Stadien gefunden sein, in denen 2024 gespielt wird. Die Arenen sollen mindestens 30 000 Plätze fassen. Bewerbungsschluss hierfür ist der 12. Juni 2017.