nd-aktuell.de / 25.01.2017 / Politik / Seite 12

Kein Sex mehr für Muntjaks und Nasenbären

Eine neue EU-Verordnung schreib Zoologischen Gärten vor, welche Tiere künftig nicht mehr gezüchtet werden dürfen

Leipzig. Die Europäische Kommission hat der Darstellung des Leipziger Zoos widersprochen, wonach dieser wegen einer EU-Verordnung seine chinesischen Kleinhirsche töten muss. Die Verordnung schreibe das Töten von Tieren nicht vor, erklärte Reinhard Hönighaus, Sprecher der EU-Kommission in Deutschland am Montag in Berlin. Zoos könnten die in der Verordnung aufgeführten Tiere bis zu deren natürlichen Tod halten.

Der Zoo hatte sich auf ein EU-Papier bezogen, das 37 Tierarten aufführ, die sich außerhalb ihres Ursprungsraumes ausbreiteten und dadurch eine Gefahr für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt darstellten. Darunter sind auch die in Leipzig gehaltenen Chinesischen Muntjaks. Für die in der Liste aufgeführten Arten gelten laut Hönighaus derzeit noch Übergangsfristen, innerhalb derer die Tiere verkauft werden dürften. Im Fall der Muntjaks laufe die Frist bis zum 2. August 2017.

Der Leipziger Zoo hatte mit Verweis auf die EU-Verordnung angekündigt, seine vier lebenden Muntjaks würden geschlachtet und an die Raubtiere verfüttert. Ein genauer Termin wurde nicht genannt. »Ich bedauere sehr, dass es keine andere Lösung gibt. Wir sind allerdings gezwungen, uns an geltendes Recht zu halten«, hatte Zoodirektor Jörg Junhold erklärt. Die Verordnung untersage die Zucht und Weitergabe der Tiere. Laut Hönighaus ist der Zoo lediglich dazu verpflichtet sicherzustellen, dass sich die Muntjaks nicht weiter vermehren oder entkommen können. Bis zum Ablauf der Übergangsfristen dürften sie jedoch durchaus transportiert werden, auch in andere EU-Staaten. Eine Leipziger Zoo-Sprecherin erklärte am Dienstag, der Zoo werde nun neu über das Schicksal seiner chinesischen Kleinhirsche entscheiden.

Chinesische Muntjaks haben eine Schulterhöhe von lediglich 50 Zentimetern. Im 19. Jahrhundert waren einige Exemplare von China nach England exportiert worden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden einige Tiere aus einem Park freigelassen. Sie verbreiteten sich schnell über weite Teile der britischen Insel.

Aus Stralsund in Mecklenburg-Vorpommern wurde gemeldet, der dortige Zoo wolle wegen der neuen EU-Verordnung künftig die Vermehrung seiner Waschbären, Nasenbären, Nutrias und chinesischen Muntjaks verhindern. »Wir setzen die Verordnung um, indem wir die Tiere nach Geschlechtern getrennt unterbringen oder medikamentös verhüten«, sagte Zoo-Leiter Christoph Langner. Ein Schlachten der Tiere sei derzeit für den Stralsunder Zoo keine Option. Langner bedauerte, dass so umweltpädagogisch wichtige Arten wie die Waschbären langfristig nicht mehr gehalten werden könnten.

»Ich bedaure das außerordentlich«, unterstrich der Veterinär. Langner. Auf längere Sicht schloss er die Schlachtung von einzelnen Tieren nicht aus. Es sei schwierig, soziale Tiere bis an ihr Lebensende einzeln zu halten.

Der Tierpark Ueckermünde im Kreis Vorpommern-Greifswald dagegen muss wegen einer neuen EU-Verordnung nicht wie andere Zoos besonderen Maßnahmen für seine Nasenbären ergreifen. »Wir haben Glück, wir haben drei Nasenbär-Männchen und müssen sie nur ausbruchsicher halten«, sagte Tierparksprecherin Brigitte Rohrhuber. dpa/nd