nd-aktuell.de / 28.01.2017 / Politik / Seite 15

Unfallzahlen im Forst stark gesunken

Thüringer Landesbetrieb legte Statistik vor

Erfurt. Die Unfallwahrscheinlichkeit im Thüringer Forst ist in den vergangenen 20 Jahren deutlich gesunken. Bezogen auf eine Million Arbeitsstunden ereigneten sich in den 1990er Jahren regelmäßig zwischen 96 und 129 Unfälle von Waldarbeitern. Dies geht aus einer aktuellen Statistik des Thüringer Forstverwaltung hervor. Im Jahr 2015 waren es nur noch 60 Unfälle. Hauptgrund für die Entwicklung sei der verstärkte Einsatz von Maschinen bei Baumfällarbeiten, sagte Forstsprecher Horst Sproßmann.

So müssten die Waldarbeiter sich nicht mehr so häufig wie früher im unmittelbaren Gefahrenbereich gerade gefällter Bäume aufhalten. Außerdem seien sie in den Maschinen besser vor herabfallenden Ästen geschützt. Trotzdem bleibt die Arbeit im Wald nach seinen Angaben außergewöhnlich gefährlich. Erst kürzlich war ein 55-jähriger Arbeiter beim Fällen eines Baums tödlich verunglückt. Dies sei der erste tödliche Unfall bei Thüringenforst seit drei Jahren gewesen, sagte Sproßmann.

Die Gesamtzahl der jährlichen Unfälle beim Holzfällen ist nach Angaben des Thüringer Sozialministeriums nicht bekannt. Der Forst führt zwar eine eigene Statistik über Unfälle der bei ihm unmittelbar Beschäftigten. Allerdings ernten auch noch Unternehmen im Auftrag des Forsts in den Thüringer Wäldern Holz. Zudem fällen auch Privatpersonen dort Bäume. Deren Unfälle würden aber von den Arbeitsschutzbehörden ebenso wenig erfasst wie die von selbstständig tätigen Forstarbeitern, sagte ein Ministeriumssprecher. In den Verantwortungsbereich des Sozialministeriums fällt der Arbeitsschutz.

Der Landesvorsitzende des Forstunternehmerverbands, Sven Butzert, hatte zuletzt erklärt, er fürchte wieder eine Zunahme schwerer Forstunfälle, sollten größere Waldflächen im Land mit dem FSC-Label zertifiziert werden. Damit die Wälder mit diesem Nachhaltigkeits-Siegel ausgezeichnet werden könnten, müssten Waldarbeiter dort wieder vermehrt von Hand arbeiten, sagte er. Diese Arbeit von Hand sei gefährlicher als der Einsatz von Forstmaschinen.

Aus der Statistik des Thüringer Forsts geht hervor, dass die meisten Unfälle seiner Waldarbeiter bei der Holzernte geschehen. 2015 betraf das etwa jeden zweiten Unfall. Im Jahr 2006 entfielen sogar noch drei von vier Unfällen von Waldarbeitern des Forsts auf diesen Teil ihrer Arbeit. dpa/nd