nd-aktuell.de / 01.02.2017 / Das APO-Lexikon / Seite 18

Farbei

Lexikon der Bewegungssprache

Stellen Sie sich ein Osterei vor, aber davon das Gegenteil. Zwar wird auch bei der Herstellung des Farbeis eine rohe Hühnerkeimzelle an den am weitesten auseinanderliegenden Stellen mit Löchlein versehen und der Inhalt durch eines hinausgepustet. Doch anders als beim Osterei, das zu gegebener Zeit frische Frühlingsäste schmückt, wird nicht außen Farbe aufgetragen, sondern es wird innen mit Farbe prall gefüllt und die Löcher werden anschließend, zum Beispiel mit Wachs, verstopft. Einfacher in der Herstellung und robuster vor dem Gebrauch ist der Farbbeutel, der zum Beispiel aus einem Luftballon gebastelt wird. Er muss aber mit mehr Schmackes geworfen werden, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Jene lustigen Flecke, die Farbei- oder Farbbeutelwürfe hinterlassen, findet man heutzutage vorzugsweise an Neubauten von Baugruppen, zu denen auch Linke gehören. Denen wird nämlich zur Last gelegt, die Sache verraten und einen Kiez gentrifiziert zu haben. Früher lag das Farbeiziel nicht so nahe. Das vielleicht berühmteste Farbei markierte optisch die gewaltsame Trennung der Grünen von der Friedensbewegung. Es traf beim Parteitag 1999 in Bielefeld das Ohr des damaligen deutschen Außenministers Joschka Fischer, nachdem die rot-grüne Bundesregierung die Bombardierung Belgrads durch die NATO unterstützt hatte. rst