nd-aktuell.de / 01.02.2017 / Politik

Razzien wegen Terrorverdachts

Mehr als 50 Durchsuchungen und eine Festnahme in Hessen wegen Terrorverdachts / Drei Terrorverdächtige in Berlin verhaftet - Ermittlungen dauern an

Update Hessen: Verhafteter Tunesier wohl an Anschlag auf Bardo-Museum beteiligt
Gegen den am Mittwoch in Hessen verhafteten Terrorverdächtigen wird in seinem Heimatland Tunesien wegen des Anschlags auf das Bardo-Museum in Tunis ermittelt. Der 36-Jährige soll an der Planung und Umsetzung des Anschlags beteiligt gewesen sein, bei dem im März 2015 mehr als 20 Touristen getötet worden waren. Deshalb gab es nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt auch ein Festnahmeersuchen der tunesischen Behörden.

Der 36-Jährige saß deshalb zwischenzeitlich in Deutschland schon in Auslieferungshaft. Weil bis zum Ende der Frist die tunesischen Behörden nicht die vollständigen Auslieferungsunterlagen vorgelegt hätten, sei der Mann am 4. November 2016 aus der Haft entlassen worden und von da an bis zu seiner Festnahme am Mittwoch rund um die Uhr observiert worden.

Update Berlin: Festgenommene sollen Ausbildung für Tötungsdelikte angestrebt haben
Gegen die drei in Berlin festgenommenen Terrorverdächtigen ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Straftat. Dies teilte der Sprecher der Strafverfolgungsbehörde, Martin Steltner, am Mittwoch auf Anfrage mit. Hintergrund sind demnach mutmaßliche Pläne der drei Männer, in das syrisch-irakische Kriegsgebiet auszureisen und sich dort für Tötungsdelikte ausbilden zu lassen. Direkte Bezüge zum Attentäter vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, gibt es demnach nicht.

Mehr als 50 Durchsuchungen und eine Festnahme in Hessen

Frankfurt/Main. Die Polizei hat am frühen Mittwochmorgen mehrere Objekte in ganz Hessen wegen Terrorverdachts durchsucht. Insgesamt 54 Objekte seien betroffen gewesen, teilte die Oberstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main mit. Zuerst hatte die »Bild«-Zeitung über den Einsatz berichtet.

Die Durchsuchungen richteten sich nach Angaben der Oberstaatsanwaltschaft gegen 16 Beschuldigte zwischen 16 und 46 Jahren. Gegen einen 36-jährigen Tunesier wurde Haftbefehl erlassen. Er soll als Anwerber und Schleuser für die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) tätig gewesen sein. Er habe ein Terrornetzwerk aufbauen wollen, um einen Anschlag zu verüben.

Es habe kein konkretes Anschlagsziel gegeben, sagte ein Sprecher der Landespolizei. Die Planung sei noch in einer frühen Phase gewesen. Durchsucht wurden unter anderem Wohnungen, Geschäftsräume und Moscheen.

»Mit den Maßnahmen senden wir eine deutliche Botschaft an die radikalen Islamisten in Hessen: Wir haben die Szene fest im Blick«, teilte der hessische Innenminister Peter Beuth (CDU) mit. Nach Angaben des Ministeriums waren mehr als 1100 Polizeibeamte an den Durchsuchungen beteiligt.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt und das hessische Landeskriminalamt wollen in einer Pressekonferenz am Vormittag (10.00 Uhr) Details zu den Ermittlungen bekannt geben.

Drei Terrorverdächtige in Berlin verhaftet - Ermittlungen dauern an

Berlin. Nach der Verhaftung von drei terrorverdächtigen Männern in Berlin gehen die Ermittlungen weiter. Die Polizei wollte sich in der Nacht zu Mittwoch über den aktuellen Stand nicht äußern, die Federführung liege bei der Staatsanwaltschaft. Fest steht: Es hat Durchsuchungen und Festnahmen mit Haftbefehlen gegeben, wie ein Polizeisprecher am Dienstagabend sagte. Es gehe um den Verdacht auf Terror und Islamismus.

Die »Bild«-Zeitung hatte zuerst berichtet. Hinweise auf konkrete Anschlagspläne in Deutschland sollen dem Bericht zufolge nicht vorliegen. Demnach ermittelt die Staatsanwaltschaft Berlin wegen Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat. Die Ermittler hätten Hinweise, dass die Männer möglicherweise kurzfristig in ein Kriegsgebiet ausreisen wollten.

Die Verdächtigen sollen enge Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien und Irak gehabt haben. Die Polizei bestätigte einen Zusammenhang mit dem IS zunächst nicht. Die Verdachtslage habe für die Verhaftungen aber ausgereicht.

Der »Bild« zufolge wurde auch die »Fussilet«-Moschee in Berlin-Moabit durchsucht. Dort sollen die Männer verkehrt haben. Auch der Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri war in diesem Moschee-Verein ein- und ausgegangen - er war unmittelbar vor dem Terroranschlag am 19. Dezember, bei dem zwölf Menschen ums Leben kamen, dort von einer Überwachungskamera gefilmt worden.

Am späten Dienstagabend war es vor der »Fussilet«-Moschee vollkommen ruhig. Der Berliner Senat will den Moschee-Verein verbieten. Der Antrag sollte bis Ende Januar fertig sein. In dem Moschee-Verein war zuletzt am 20. Januar ein Islamist verhaftet worden. Er war wegen Gewalttätigkeiten aufgefallen. Agenturen/nd